Endlich! Nachschub vom begnadeten Autor aus Vorarlberg, der diesmal mit einem äußerst spannendem und kontrovers diskutiertem Thema aufwartet. Es geht um Atomenergie, genauer gesagt einen Reaktorunfall nahe der deutschen Grenze. In Zeiten von Fukushima und der dringend notwendig gewordenen Abschaffung von Atomenergie ein, auch für die Gesellschaft, wichtiges Buch.
Nach dem Super-GAU wird ein Sperrgebiet um den hochverstrahlten, ehemaligen Reaktor eingericht. Klar, dass kriminelle Mächte versuchen zu plündern was das Zeug hält. Auch haben sich Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben in der Zone eingenistet. Gefängnisinsassen, Kriminelle, Drogendealer und politische Flüchtlinge. Ambros scheint einer von ihnen zu sein. Doch er wurde im Namen der Regierung in die Zone geschickt, um Strasser, den Anführer der dortigen Bewohner umzubringen und somit wieder "Sicherheit und Ordnung" in die Zone zu bringen. Doch er freundet sich mit dem Leben abseits der Gesetze an und verliebt zu allem Unglück auch noch in die Frau, die wohl die gefährlichste der ganzen Zone ist.
Es ist eine Art äußerst reales Endzeitszenario. Als vernünftig denkender Mensch ohne grenzenlose Profitgier wartet man nur darauf, dass diese "sichere Atomkraft" in naher Zukunft hier gewaltige Probleme schafft. André Pilz will davor warnen. Natürlich in seinem gewohnt wütendem Ton, in seiner Sprache, die genauso nicht besser passen könnte. Wut, Liebe, Hass, Traurigkeit und grenzenlose Verzweiflung sind die vorherrschenden Stimmungen. Das alles natürlich verpackt in einen wahnsinnig spannenden Thriller mit einer Liebesgeschichte, die nicht trauriger sein könnte. "Die Lieder, das Töten" ist ein Roman, der zum Nachdenken anregt, der einen noch Tage nach dem Lesen nicht loslässt und der einen selbst mit dem Gedanken infiziert endlich diese sch*** Atomkraft abzuschaffen. Eines der besten Bücher dieses Jahr und wohl das bisher beste von André Pilz.
10/10
Haymon; 2012; 19,90