Sonntag, 28. Oktober 2012

André Pilz - Die Lieder, das Töten


Endlich! Nachschub vom begnadeten Autor aus Vorarlberg, der diesmal mit einem äußerst spannendem und kontrovers diskutiertem Thema aufwartet. Es geht um Atomenergie, genauer gesagt einen Reaktorunfall nahe der deutschen Grenze. In Zeiten von Fukushima und der dringend notwendig gewordenen Abschaffung von Atomenergie ein, auch für die Gesellschaft, wichtiges Buch.

Nach dem Super-GAU wird ein Sperrgebiet um den hochverstrahlten, ehemaligen Reaktor eingericht. Klar, dass kriminelle Mächte versuchen zu plündern was das Zeug hält. Auch haben sich Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben in der Zone eingenistet. Gefängnisinsassen, Kriminelle, Drogendealer und politische Flüchtlinge. Ambros scheint einer von ihnen zu sein. Doch er wurde im Namen der Regierung in die Zone geschickt, um Strasser, den Anführer der dortigen Bewohner umzubringen und somit wieder "Sicherheit und Ordnung" in die Zone zu bringen. Doch er freundet sich mit dem Leben abseits der Gesetze an und verliebt zu allem Unglück auch noch in die Frau, die wohl die gefährlichste der ganzen Zone ist.

Es ist eine Art äußerst reales Endzeitszenario. Als vernünftig denkender Mensch ohne grenzenlose Profitgier wartet man nur darauf, dass diese "sichere Atomkraft" in naher Zukunft hier gewaltige Probleme schafft. André Pilz will davor warnen. Natürlich in seinem gewohnt wütendem Ton, in seiner Sprache, die genauso nicht besser passen könnte. Wut, Liebe, Hass, Traurigkeit und grenzenlose Verzweiflung sind die vorherrschenden Stimmungen. Das alles natürlich verpackt in einen wahnsinnig spannenden Thriller mit einer Liebesgeschichte, die nicht trauriger sein könnte. "Die Lieder, das Töten" ist ein Roman, der zum Nachdenken anregt, der einen noch Tage nach dem Lesen nicht loslässt und der einen selbst mit dem Gedanken infiziert endlich diese sch*** Atomkraft abzuschaffen. Eines der besten Bücher dieses Jahr und wohl das bisher beste von André Pilz.

10/10

Haymon; 2012; 19,90

Samstag, 27. Oktober 2012

Cherie Priest - Boneshaker


Steampunk, ein Genre, dass noch weitesgehend unbekannt ist, in letzter Zeit aber immer mehr Fans und ein gesteigertes Interesse der Öffentlichkeit abbekommt. Grund genug, selber mal hinter die Kulissen des Steampunk zu blicken.

"Boneshaker" spielt in einem Amerika, kurz nach dem Bürgerkrieg. Dr. Leveticus Blue entwickelt seine größte und ruhmreichste Erfindung, den Boneshaker. Doch verursacht er, mit der ursprünglich zum Bergbau gebauten Maschine, eine Katastrophe biblischen Ausmaßes. Er setzt den Fraß frei, ein gefährliches Gas, dass die Einwohner von Seattle entweder umbringt oder in wahnsinnige "Fresser" verwandelt. 16 Jahre später, macht sich Briar, die Witwe Dr. Blues auf, um Licht hinter das Geheimnis des Boneshakers zu bringen.

Ein Endzeitszenario, schnelle Zombies und reichlich Action. Wer mich kennt, sollte wissen, dass oftmals schon einer dieser Faktoren reicht um mich zu begeistern. "Boneshaker" ist gut, gefällt von der Geschichte und auch von der Sprache her. Der "romantische" Touch des 19. Jahrhunderts, die Maschinen und Erfindungen, all das wurde richtig schön umgesetzt. Auch die Beklemmung durch das zerstörte Seattle und der ruppige Umgang untereinander wissen zu gefallen. Für mich ist das Interesse an mehr Steampunk geweckt.

9/10

Heyne; 2012; 8,99 €

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Joe R. Lansdale - Akt der Liebe


Nach dem eher Noir-angehauchtem "Schlechtes Chili" und dem völlig anderen historischen Roman "Die Wälder am Fluss" gibts diesmal noch einmal ein völlig anderes Buch von diesem begnadetem Autor. Mit "Akt der Liebe" präsentiert und Joe R. Lansdale eine klassische Detektivgeschichte.

Der "Huston Hacker", ein Killer, der in Houston, Texas sein Unwesen treibt. Er verstümmelt seine Opfer bestialisch, richtet sie regelrecht hin. Er amputiert die Gliedmaßen, schneidet sie auf und vergnügt sich sexuell mit den Leichen. Alle seine Opfer sind Frauen. Die Polizisten Marvin Hanson und Joe Clark müssen den wohl schrecklichsten Fall ihrer Polizei-Karriere lösen.

Wahrlich nichts für allzu zarte Gemüter. Gewaltszenarien, Verstümmelungsorgien und eine von Blut überquellende Geschichte. Für mich sein bisher heftigstes Buch. Sehr spannend, aber streckenweise einfach zu grausam. Man wird zwar von der Geschichte mitgerissen, aber der bittere Nachgeschmack bleibt erhalten. Man leidet mit dem Polizisten mit und es beschert einem Alpträume. Gut, aber definitiv kein Buch, dass man zweimal lesen möchte. Am ehesten für die Masochisten unter den Bücherfreunden geeignet.

8/10

Heyne; 2010; 8,95 €