Dienstag, 30. August 2011

Jan Off - Hanoi Hooligans


Jan Off nimmt kein Blatt vor den Mund. Er schreibt über Punk, Alkohol, guten und schlechten Sex und den tagtäglichen Kampf mit der Welt "da draußen". Manchmal unappetitlich, aber dennoch fesselnd und absolut spannend, immer wieder durchzogen von einer ordentlichen Prise Selbstironie. In "Hanoi Hooligans" gibt es einige Kurzgeschichten, die sich immer wieder mit selbstverfasster Lyrik abwechseln.

Fand ich andere Bücher des Autors ("Vorkriegsjugend" und "Unzucht") ziemlich gut, ist "Hanoi Hooligans" zwar nicht schlecht, kommt aber bei weitem auch nicht an die beiden vorher genannten heran. Eventuell liegen mir Offs Romane mehr, der Kurzgeschichten-Typ bin ich sowieso eher weniger. "Ausschuss" wurde noch besorgt, um dann natürlich auch demnächst hier darüber zu schreiben.

Wer aus der Hardcore/Punk-Ecke kommen sollte, sollte unbedingt damit anfangen Jan Off zu lesen, allen anderen sei geraten, es auch zu tun! Ein sehr guter Autor, leider völlig zu Unrecht immer noch viel zu unbekannt.

6/10

Ventil; 2001; 9,66 €

Freitag, 26. August 2011

Friedrich Dürrenmatt - Minotaurus


Eine kurze, illustrierte, leider mittlerweile vergriffene Ausgabe der Ballade "Minotaurus" von Friedrich Dürrenmatt. Wer aber das Verlagen verspürt, die Ballade trotzdem zu lesen: Beim Diogenes-Verlag gibt es auch eine Art Sammelausgabe, eben inklusive "Minotaurus". Ich hatte das Glück, noch eine realtiv gut erhaltene Ausgabe auf dem Flohmarkt zu finden.

Wie der Titel schon vermuten lässt, verarbeitet der Autor hier den Mythos des Minotaurus und erzählt diesen neu. Viel mehr muss man zu dieser sagenumwobenen Figur, halb Mensch, halb Stier, glaube ich, nicht erwähnen.

Schade, dass ich Dürrenmatt so lange ignoriert habe. Der Mann konnte einfach gut schreiben. Eventuell hatte ich auch mit dem ein oder anderen Trauma aus der Schulzeit zu kämpfen, obwohl, wenn ich es mir recht überlege, "Der Besuch der alten Dame", "Der Richter und sein Henker" und "Die Physiker" waren und sind doch ziemlich gute Bücher.

Der "Minotaurus" hat es auf jeden Fall geschafft, mich wieder mehr mit den anderen Werken Friedrich Dürrenmatts zu beschäftigen und auseinanderzusetzen.  Die Lust, mehr von ihm zu lesen, ist geweckt.

7/10

Diogenes; 1996; vergriffen

Mittwoch, 24. August 2011

Bernard Cornwell - Der Winterkönig


Auftakt, der zum Glück schon abgeschlossenen, dreibändigen Artus-Chroniken. Da mich die Uhtred-Reihe mehr als begeistert hat, musste diese Reihe bald folgen. Wie man erwarten kann, dreht es sich diesmal um die Lebensgeschichte von Artus, dem sagenumwobenen König von Britannien. Was mir sehr gut gefällt, Cornwell schafft es, eine andere Sicht auf die Hauptpersonen darzustellen. Einige der bekannten Charaktere, werden ziemlich anders dargestellt, nicht von den Lebensumständen, sondern vom persönlichen Verhalten.

Der erste Band beschäftigt sich mit dem Anfang der Artus-Geschichte. Großkönig Uther Pendragon stirbt, sein Nachfolger ist noch ein hilfloses Kind. Also muss Arthur, der Bastardsohn des Großkönigs, einspringen, um das Reich vor dem erstarkendem Christentum und den kriegerischen Sachsen zu retten. Zu aller Unglück, sind auch noch die keltischen Königreiche zerstritten, was die Aufgabe Britannien zu schützen und retten, nicht unbedingt leichter macht.

Bernard Cornwell versteht es einfach, den Leser zu fesseln. Die knapp 700 Seiten vergingen wie im Flug, Seite um Seite wird umgeblättert und verschlungen. Wenn es jemand versteht, den Leser in seinen Bann zu ziehen und absolut gute, glaubwürdige "Mittelalter"-Geschichten zu schreiben, dann er. Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächsten Teile.

9/10

Rowohlt; 2008; 9,99 €

Montag, 22. August 2011

Civil Victim


Wenn ich mich an frühere Civil Victim erinnern kann, waren das immer vier unheimlich schnelle und unheimlich betrunkene Typen, welche live verdammt viel Spaß gemacht haben. Was die Schnelligkeit und die Kürze der Songs angeht, so hat sich auf "No False Hope" nichts geändert, zur Betrunkenheit kann ich leider nichts sagen, da ich die Band leider schon länger nicht mehr live gesehen habe, obwohl die Jungs auch vom Bodensee, genauer gesagt Konstanz, kommen.

Bisher gibts zwei 7"es, die "s.t." von 2007 und die "Mehr Krieg" von 2008. Außerdem eine kleine schöne Split mit "Headed for Disaster", auch aus dem Jahr 2008. Die könnt ihr euch übrigens auch alle umsonst auf dem Bandblog runterladen. 2011 kam dann endlich ein Album, "No False Hope" mit knapp 17 Minuten Spielzeit, hat genau die richtige Länge für den angepissten Hardcore/Punk, welchen CV hier von sich geben. 12 Songs, schnell durchgeprügelt, wütend rausgeschrien und ordentlich an den "Vorbildern" aus den 80igern orientiert.

Viel mehr kann ich gar nicht dazu schreiben, bei mir läuft das Album, welches ich leider ein bisschen zu spät entdeckt habe, seit geraumer Zeit ziemlich oft durch.

Anhören und informieren hier:

Blog
Myspace


Samstag, 20. August 2011

Charlotte Roche - Schoßgebete


Ich weiß gar nicht, was mich diesmal geritten hat ein weiteres Buch dieser unsagbar schlechten Autorin zu lesen. Schon "Feuchtgebiete" war weder literarisch wertvoll, noch ansprechend oder auch nur gut geschrieben. Naja, vielleicht der Reiz des Unbekannten, die Ausreizung meines persönlichen Geschmacks, die "verbotene Frucht" oder einfach nur der Drang, mitreden zu können.

Es geht um Sex, um Familie und Kinder, um die eigenen persönlichen Ängste der Erzählerin und um ihr gestörtes Verhältnis zu der eigenen Mutter. Im Mittelpunkt steht außerdem auch die Verarbeitung des Unfalls ihrer, dabei gestorbenen, Brüder. Ein Roman über eine verletzliche, von ständigen Ängsten und Zweifeln geplagte, aber dennoch kämpferische Frau.

Nichtsdestotrotz habe ich bis zum Ende durchgehalten, auch wenn es nicht nur manchmal große Überwindung kostete, das Buch in Zukunft einfach als Tischunterlage zu benutzen. Ein Roman, der vorallem durch seine Perversionen Aufmerksamkeit erregen will und auch erregt. Selbst eine Wohnung kann Frau Roche nicht beschreiben, ohne dabei völlig sinnlos in sexuelle Ebenen abzuschweifen. Das zweite große Thema, mit dem sie arbeitet, ist Ekel. Also nichts, was man nicht auch nach "Feuchtgebiete" schon erwartet hätte. Achja, Trauer, Psychosen und damit verbunden auch unheimlich viele Längen, bei denen man sich zwingen muss, nicht einzuschlafen, machen auch einen großen Teil dieses Buches aus.

Was mich unheimlich aufgeregt hat, immer wieder diese kleinen Einbindungen von englischen Sprachfetzen oder "Sprichwörtern", welche aber oftmals auf Deutsch einfach mehr Sinn ergeben hätten. Übertrumpft wird das ganze nur von Logikfehlern, Widersprüchen, schlechten Sätzen und der miserablen Geschichte. Was ich daraus gelernt hab: Niemals wieder werde ich irgendetwas anfassen, dass diese Frau geschrieben hat.

Eins noch zum Schluss: Liebe Frau Roche, bitte hören sie auf Bücher zu verfassen oder lernen sie endlich vernünftig zu schreiben.

1/10

Piper; 2011; 16,99 €

Freitag, 19. August 2011

Markus Heitz - Die Zwerge - live


Seit vielen, vielen Jahren, bewachen die fünf Zwergenstämme den Steinernen Torweg, um das Geborgene Land, in welchem Menschen, Zauberer, Elben und natürlich Zwerge größtenteils in Frieden miteinander leben, vor den schlimmen Geschöpfen der Finsternis. Doch eines Tages fällt der Wall und Tungdil, ein bei den Menschen aufgewachsener Zwerg, begibt sich auf die gefährliche und abenteuerliche Reise, um das Geborgene Land zu retten.

Hier erwartet den Hörer eine ziemlich gekürzte Live-Lesung, obwohl mir beim Anhören nichts live vorkam. D. h. die Bearbeitung ist wirklich gut, keine Hintergrundgeräusche, kein schlechter Ton, sondern alles in bester Qualität. Großes Lob auch an Johannes Steck, wessen Stimme die Geschichte absolut faszinierend erzählt. Ein sehr guter Vortrag! Die einzelnen Figuren haben z. B. auch eigene, wiedererkennbare Stimmen.

Immer wieder wird die Geschichte von den "Mittelalter-Spielleuten" und Musikern Corvus Corax unterbrochen, welches anfänglich noch ok ist, aber im Laufe der Geschichte mir einfach zu langatmig und langweilig wurde. Macht insofern nichts, da man diese Passagen einfach überspringen kann. Auch die stark gekürzte Geschichte wirkt sich nicht negativ aus, die Handlung bleibt stimmig, alles wichtige ist drin.


7/10

OsterwoldAudio; 2011; 19,95 €; Spielzeit: 129 Min.

Donnerstag, 18. August 2011

Edgar Hilsenrath - Berlin . . . Endstation


Nachdem ich schon länger nichts mehr von Edgar Hilsenrath gelesen hatte und er
zu meinen Lieblingsautoren gehört, war es nur eine Frage der Zeit, dass es "Berlin ... Endstation" nun doch endlich vom Boden des Bücherstapels nach oben geschafft hat.

Dieses Buch beinhaltet obwohl es ein Roman ist, eine Art biographische Aufzeichnung Hilsenraths, in der er seine Heimkehr nach Deutschland und seine Ankunft in West-Berlin verarbeitet. Man darf sich davon aber nicht zu sehr leiten lassen, da große Teile dieses Buches doch reine Fiction sind.

"Berlin ... Endstation" spielt 1975 in Berlin und erzählt davon, wie sich ein Schriftsteller, langsam aber sicher, hocharbeitet, um dann schlussendlich ins Visier von Neonazis zu geraten.

Wieder wirklich super zu lesen, Edgar Hilsenrath hat einen, zumindest für mich, unheimlich fesselnden Schreibstil und versteht es, den Leser mit seinen Geschichten in den Bann zu ziehen. Dieses Buch hat auf jeden Fall wieder die Lust geweckt, auch die anderen fehlenden, noch nicht gelesenen, Bücher von ihm zu lesen.

8/10

dtv; 2009; 9,90 €

Dienstag, 16. August 2011

Anthony Johnston, Christopher Mitten - Wasteland: Heimkehr (Gratis Comic Tag 2011)


Den Leser erwartet in diesem Gratis-Band eine bisher unveröffentlichte Geschichte, welche die Vorgeschichte zwischen der Feindschaft mit Michael, dem einsamen Wanderer, und Sultan Ameer, dem Sklavenhändler, erzählt.

Michael führt die Karawane des Sklavenhändler nach Waters Meet, in welchem gerade das große Wasser-Fest stattfindet. Katya, eine der Frauen des Sultans und ehemalige Sklavin, kommt so wieder in ihre Heimat und versucht in die Stadt zu gelangen, um ihre Familie zu sehen. Wer, wenn nicht Michael, eignet sich besser, sie in die Stadt zu schleußen?

Hatten mir im ersten Band der Geschichte die Illustrationen noch größtenteils gefallen, schafft es dieser "Band", diese mir gänzlich zu vermiesen. Im Gegensatz zur schwarz/weißen Gestaltung im Vorgänger wird hier mit Farbe gearbeitet, welche aber eigentlich nur aus blau/gelb Tönen besteht. Auch der Zeichenstil wirkt nach Betrachtung anderer Comics zu abstrakt, vor allem wirken die Gesichter teilweise zu unrealistisch. Schade, ich hätte mir wirklich mehr von dieser Reihe erwartet. Das war wirklich der letzte Versuch, an der Wasteland-Reihe Gefallen zu finden.

3/10

Eidalon; 2011; Umsonst

Sonntag, 14. August 2011

Ursula Poznanski - Erebos


London: In einer Schule wird das Computerspiel "Erebos" herumgereicht. Wer einmal damit angefangen hat, kommt nicht mehr davon los, auch wenn die Spielregeln ziemlich streng erscheinen. Jeder darf nur einmal Erebos spielen, nicht aufhören, mit niemanden darüber reden und immer allein. Wer seine Aufgaben nicht erledigt, fliegt raus und kann das Spiel nicht mehr starten. Die Aufgaben müssen aber in der Realität und nicht im Spiel erledigt werden. Als eines Tages "Erebos" befiehlt, einen Mord zu begehen, steigt Nick, einer der Spielsüchtigen aus.

Auch wenn ich anfänglich ein wenig skeptisch gegenüber dem Thema "Computerspielsucht" war, ist die Geschichte erstaunlich gut umgesetzt und schön geschrieben. Langeweile kam eigentlich überhaupt nicht auf. Empfohlen wird "Erebos" ab 12 Jahren, kann aber durchaus für den ein oder anderen Erwachsenen genauso interessant sein.

Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2011 von der Jugendjury.

8/10

Loewe; 2011; 9,95

Freitag, 12. August 2011

Trudi Canavan - Magie


Wer Trudi Canavan nicht kennt, hat definitv eine der besten Fantasy-Autoren unserer Zeit verpasst. "Die Gilde der Schwarzen Magier" und auch "Das Zeitalter der Fünf" sind beides großartige Fantasy-Reihen. "Magie" ist der erste allein stehende Titel, welcher aber auch als Vorgeschichte zu der "Gilde der Schwarzen Magier"-Reihe gedacht ist. Es spielt mehrere hundert Jahre vor den Geschehnissen um Sonea.

Tessia, die Tochter eines Dorfheilers wächst in Kyralia auf, innig von dem Wunsch besessen, Heilerin zu werden. Doch dann endeckt Lord Dakon in Tessia magische Kräfte. Sie bemerkt schnell, dass mit dieser Gabe auch große Gefahren einhergehen. Zusätzlich steht in Kyralia Krieg mit dem grausamen Nachbarreich Sachaka bevor. Deshalb muss Tessia schneller lernen ihre Magie zu beherrschen, als jemals eine Novizin vor ihr.

Anfangs ähnelt die Handlung doch stark der Reihe mit Sonea und deren Anfängen. Auch hätte ich mir mehr über die "Alte/Schwarze Magie" gewünscht, welche zwar auch vorgestellt wird, aber längst nicht mit so vielen Informationen wie gewünscht. Nichtsdestotrotz liest sich dieses Buch auch wieder sehr gut und spannend. Einzig die Erwartungen die man hatte und die Informationen, welche man nach Lektüre der "Gilde der Schwarzen Magier" gesucht hatte sind leider nicht ausreichend erfüllt worden.

7/10

Blanvalet; 2010; 10,99 €

Donnerstag, 11. August 2011

Martin Maurer - Terror


Anna, ein fünfjähriges Mädchen, hat gesundheitliche Probleme, gerade im kalten und doch schon winterlichen Deutschland. Deswegen entscheiden sich ihre Eltern, u.a. der Kameramann Marc Burth, dafür, in Ligurien Urlaub zu machen. Doch bald häufen sich die mysteriösen Vorkommnisse. Im Nachbarhaus wird ein Marokkaner überfallen und gequält, die kleine Anna rennt der italienischen Polizei blutüberströmt in die Arme und eine Leiche, welcher eine Hand und ein Fuß fehlen, taucht auf. Schnell wird klar, dass dies Hinweise auf einen vom Dschihad beeinflussten Mord sein könnten. Was verbirgt sich hinter diesen Vorfällen, wenn nicht ein von langer Hand geplanter, terroristischer Anschlag?

"Terror" ist gut recherchiert und auch in weiten Teilen relativ realistisch gehalten. Man kann sich durchaus vorstellen, dass diese Geschichte auch so vorkommen könnte. Leider sind die Handlungsstränge teilweise, speziell gegen Ende hin, ziemlich verworren, was den Lesespaß dann doch etwas getrübt hat. Auch der Schreibstil war gewöhnungsbedürfig, welcher aber durch die Spannung, die Martin Maurer aufbaut, entschädigt wurde.

Zur Information am Rande: Wer sich näher für die politischen Hintergründe und Fakten interessiert, kann sich auf diesem Blog umschauen.

6/10

DuMont; 2011; 19,95

Montag, 8. August 2011

Konrad Hansen – Die Männer vom Meer



Sucht man Bücher über Wikinger, findet man ziemlich wenige Romane, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Oft leider nur alte und mittlerweile vergriffene Titel. Schön, dass der Hoffmann und Campe Verlag diesen Klassiker neu aufgelegt hat. 

Björn Hasenscharte, Sohn eines Bauern, ist mit dem Talent gesegnet Geschichten erzählen zu können. Nachdem er von daheim ausreißt, arbeitet, bzw. erzählt er sich bis vor den König. Aufgearbeitet werden seine erlebten Abenteuer mit den nordischen Göttern als auch Raubzüge mit den Wikingern. 

Teilweise etwas holprig geschrieben, schafft es Konrad Hansen doch, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Wem nordische Göttersagen und Wikinger gefallen, darf hier ruhig zugreifen.
6/10

Hoffmann und Campe; 2010; 14,99 €

Sonntag, 7. August 2011

Alfred Kubin - Die andere Seite


Ein Klassiker der deutschsprachigen Literatur in neuem Gewand. Alfred Kubin, eigentlich Maler, schrieb mit "Die andere Seite" seinen ersten und auch einzigen Roman mit phantastischen und post-apokalyptischen Anleihen bereits 1909, lange bevor diese Genres bekannt waren.

Der Autor schreibt hier über einen Maler, der von einem alten Freund die Einladung erhält, in seinem "Traumreich" zu leben. Dort wird die Moderne verpöhnt und Wert auf Altertümliches, seien es Bauten, Kleidung oder Umgangsformen, gelegt. Er folgt der Einladung, stellt aber bald fest, dass das Traumreich doch eher einem Überwachungsstaat gleicht, in welchem sich nach einigen Jahren Aufenthalt, ein apokalyptischer Kampf anzubahnen scheint. 

Ein Buch, bei welchem mir nur ab und an Untermalungen durch Zeichnungen, Pläne oder sonstiges gewünscht hätte. Gerade durch die Hauptfigur und die künstlerische Erfahrung Alfred Kubins wäre so etwas durchaus wünschenswert gewesen, da laut Aussagen anderer Leser, Ausgaben existieren, welche auch Illustrationen enthalten. Schade, dass der Rowohlt-Verlag hierbei gespart hat.

9/10

Rowohlt; 2010; 9,95 €

Donnerstag, 4. August 2011

Thierry Gloris; Benoit Dellac - Missi Dominici: Das Kind des Tierkreises (Gratis Comic Tag 2011)


Missi Dominici ist ein Comic, im Mittelalter angesiedelt, irgendwo zwischen Gewalt und Mysterium, zwischen Religion und Heiden. Zum Lesen ganz interessant, die Dialoge sind in Ordnung und auch die Zeichnungen wissen zu gefallen. Einzig die Story scheint mir manchmal zu abstrus und stellenweise ziemlich angelehnt an viele andere Szenarien in Büchern oder Comics, die sich aus dem Mittelalter bedienen. Es erwartet einen hier nichts Neues, sonderen eher gewohnte Kost. Wer neue Gedanken oder Anregungen sucht, ist hier leider fehl am Platz.

Storymäßig dreht es sich um Ronan Chantilly de Guivre und Ernst Wolfräm, beide Anhänger der Missi Dominici, welche sich auf der ganzen Welt nach heiligen Reliquien umschauen. Die Missionen sind nicht immer katholisch angehaucht, auch die Hauptfiguren sind nicht unbedingt begeisterte Gläubige. Etwas ungewöhnlich ist, dass beide sich magischer Kräfte bedienen können, um ihre Aufgaben zu meistern.

Drei Bände gibt es mittlerweile von diesem französischem Comic, ob ich mir einen weiteren zulegen werde, bleibt offen. Dieses Heft vom GCT 2011 beinhaltet den kompletten 1. Band der Reihe.

5/10

Ehapa; 2011; Umsonst

Dienstag, 2. August 2011

Julya Rabinowich - Herznovelle


Hätte ich nicht eine schöne, signierte Ausgabe der "Herznovelle" gewonnen, wäre ich wohl nicht auf die Idee gekommen sie zu lesen. Damit hätte ich wohl leider auch ein gutes Buch verpasst.

Eine Frau wird von ihrem Mann ins Spital gebracht, um sie zu einer Herzoperation abzuliefern. Die beiden leben danach irgendwie nur noch nebeneinander her, keiner der beiden scheint sich ernsthaft für den anderen zu interessieren. Doch bald, nach der Operation, wird die Frau von Träumen geplagt, welche ihr ein schöneres und besseres Leben vorgaukeln, als ihr reales Leben. Sie flüchtet sich aus ihrem Alltag, zurück ins Krankenhaus, zurück zu dem Herzspezialisten, ihrem Lebensretter.

Immer wieder unterbrochen von gedichtsartigen Fragmenten, welche die Gefühle der Ich-Erzählerin näher ausführen und dementsprechend auch einen kleinen Einblick in die "Seele" dieser Frau geben, lockern diese Novelle auf und bringen ein wenig Abwechslung vom ansonsten spannend zu lesendem Gefühlsleben der Hauptfigur. Auch sprachlich wusste diese Erzählung zu gefallen, anspruchsvoll, aber nicht abgehoben und trotzdem sehr gut verständlich. Kleine Anmerkung am Rande, der Autorin merkt man stellenweise an, dass Sie aus Österreich stammt. Ab und an fließen kleine, aber auf keinen Fall, störende Wörter ein, die nur in dieser deutschsprachigen Region verwendet werden. Dies verleiht der ganzen Erzählung, meiner Meinung nach, einen ganz eigenständigen Charme.

8/10

Deuticke; 2011; 15,90 €

Montag, 1. August 2011

Edgar Allan Poe - Teil 2: Die schwarze Katze


Entlassen aus der Nervenklinik, macht sich der Mann ohne Namen auf die Reise und die Suche nach seiner Vergangenheit. Den ersten Zwischenhalt findet er in einem abgelegenen Gasthaus, wo er beim Besitzer ein Gemälde sieht, dass ihn wieder mit der Vergangenheit konfrontiert.

Eines Tages sticht er im Suff der Katze seiner Frau ein Auge aus. Doch das ist nur der Vorbote größeren Unglückes. Als er im Zorn seine eigene Frau erschlägt und die Leiche einmauert, verschwindet auch die schwarze Katze. Doch sie kommt wieder und reißt ihn in sein Verderben...

Irgendwie wusste der erste Teil der Reihe mehr zu überzeugen, richtige Gruselstimmung kam bei diesem Teil leider nicht auf. Vieles war schon zu erahnen, vieles wurde einfach schon im Voraus offengelegt. Trotzdem macht die Geschichte des von Amnesie betroffenen Erzählers Lust auf mehr.

5/10

Bastei Lübbe; 2003; 7,99 €; Spielzeit: 53 Min.