Samstag, 31. Dezember 2011

Die 7 prägendsten Platten

Aus Zeitmangel und weil ich es doch irgendwie schade finde, dass dieser, eigentlich damals fürs Hooting-Fanzine, vorbereitete Beitrag nie das Licht der Öffentlichkeit erblickte, gibts heute mal was ganz anderes.

Damals wurden zwei meiner Freunde nach den sieben, für sie, bedeutensten und prägendsten Platten gefragt. Ob die Auswahl heute immer noch so getroffen würde, weiß ich nicht. Zu Wort kommen Flo und Daniel, zwei Musiker die unter anderem bei So Much More, Within Walls, und Violent Nuns (Daniel) sowie Paranoid Society, Black Sunday und Leave Us Kids Alone (Flo) tätig waren und sind.

Anfangen darf Daniel:


Zero Boys – Vicious Circle (1982)
Eine meiner ewigen Lieblingsplatten. Die Zero Boys spielten die perfekte Mischung aus den Ramones und Black Flag; kurze Songs, melodisch, hart und schnell, extrem tight und mit dem neben Matt Freeman besten Bassisten der Punkrockgeschichte. 
Ein alter Kemptener Punkrocker verlieh im Winter 2004 einige seiner Platten an einen meiner Freunde, der auch mir vieles auf Tapes überspielte. Diese hörte ich dann ungeordnet während der nächsten Wochen durch und stieß so eines Morgens auf dem Weg in die Schule auf diese LP. Ich weiß noch genau an welcher Stelle des Wegs die grandiose Bridge von "New Generation" einsetzte und ich meine neue Lieblingsband fand. Zwei der drei Bands in denen ich seitdem gespielt habe, waren stark von den Zero Boys beeinflusst und das Logo ließ ich mir irgendwann auf die linke Schulter tätowieren.

Lake Pussy (2001 – ca. 2005)
Lake Pussy war eine Oldschool-Punkrockband aus München, die musikalisch, inhaltlich und später teilweise auch menschlich enormen Einfluss auf mich hatte. Zum ersten Mal sah ich die Jungs 2002 als Support der US Bombs und danach war meine, vorher auf den Säulen Anti Flag, Pennywise und neue Misfits ruhende, Punkrockwelt nicht mehr dieselbe. Snotty und politisch, betrunken und intelligent, kaputt mit Stil, Spaß an der Sache und riesiger „Fuck Off“-Attitüde; Songs zwischen prä-LP Stitches, US Bombs und Padded Cell mit klar von Joe Strummer und Duane Peters beeinflussten Texten über politische, soziale und persönliche Themen – mit meinen 15 Jahren das Beste was mir passieren konnte und auch heute noch oft gehört.
Eine Myspace-Grabpage ist seit neuestem eingerichtet und die Singles (Split mit Skeptic Eleptic und die ‚Die Pretty’ – Finger weg von den zwei Frühwerken in anderer Besetzung!!) sollten auch noch erhältlich sein. Das Album wurde bis heute nicht veröffentlicht, noch aktive Nachfolgebands sind die Gumbabies und ReadySteadyDie (Bei denen ich früher, damals noch unter dem Namen Violent Nuns, auch Gitarre spielte).

Drunk Injuns – Frontside Grind (1987)
Die Band kenne ich aus einem Artikel über Skaterock (Thrasher-Tapes ab 1983) im Bullet-Fanzine (Vorgänger vom Boardstein), das ich mit ca. 14 Jahren in die Hände bekam. Kurze Zeit später war die Platte im amerikanischen Ebay gelistet und ich stand, sehr zur Freude meiner Eltern, in deren Schlafzimmer damals der PC stand, mitten in der Nacht auf, um das Teil zu kaufen.
Drunk Injuns waren eigentlich Los Olvivados, nur mit Masken und düsterem, sowohl von Metal als auch von Joy Division (‚Walked in Line’ wird in einer grandiosen Version gecovert) beeinflusstem Sound, der schwer zu beschreiben ist. Am besten selbst anhören, aber Finger weg von der Collection auf Alternative Tentacles – da wurde neu gemastert und das klingt extrem beschissen; besser das Original saugen oder mal bei eBay gucken, die gibt’s noch verhältnismäßig oft – war damals ne 2000er-Auflage und unverständlicherweise interessiert die Band keine Sau.

Johnny Thunders – So Alone (1978)
Thunders’ erstes Soloalbum nach dem Heartbreakers-Split. Opener ist ‘Pipeline’, gefolgt vom vermutlich besten, schönsten, furchtbarsten, traurigsten, deprimierendsten und grandiosesten Song der Musikgeschichte: ‘You Can’t Put Your Arms Around A Memory’.
Auch der Rest ist aber bestes Material, u.a. ein Cover der Shangri-Las (Sowas wie die Spice Girls der 60er) und die zwei Dolls-Songs „Subway Train“ und „Downtown“.
Neben den Zero Boys der zweite „So will ich klingen“-Faktor meiner Jugend, leider gelang es mir nie, den Gitarrenstil zu kopieren, haha...

Strife – One Truth (1994)
Kann ich nicht viel zu sagen...für mich die perfekte Hardcore-Platte.
Texte zu allem was wichtig ist, ein unglaublich guter Sänger und auch musikalisch/songwritertechnisch über alles andere erhaben. Läuft, gemeinsam mit dem Nachfolger, beinahe täglich.

Heartbreakers – Live at Max’s (1979)
Live-Mitschnitt einer Reunionshow in leider nicht vollständiger Originalbesetzung: Drummer Jerry Nolan war durch einen gewissen Ty Styx (von dem davor oder danach nie wieder etwas zu hören war) ersetzt worden, der aber, wie viele Drummer des Post-Dolls Punkrock (siehe Rat Scabies von The Damned), hörbar von Nolan beeinflusst war und dessen Stil beinahe perfekt kopierte.
Dem Intro, einem wüsten Zusammenschnitt von Lärm, Bombensirenen und Aufmarschgeräuschen, folgt die Snot-Offenbarung „Milk Me“ (eigentlich ein alter New York Dolls-Song namens „Chatterbox“) und elf weitere Klassiker, die man kennen MUSS!
Musikhistorisch gesehen ist diese Platte so etwas wie die Quintessenz des frühen NY-Punkrock, hier kommt alles zusammen: Simple, aber grandiose Songs, vorgebracht mit der Stylerattitüde der Dolls, dem Stürmisch-Rotzigen und der musikalischen Finesse der Heartbreakers sowie Thunders’ depressiver Heroinfuckedness.
Wer das Ding nicht gehört hat, dem spreche ich jede Ahnung von Punkrock ab. Ernsthaft.

Freeze – Rabid Reaction (1986)
Das zweite Album der uneastcoastigsten Ostküstenband. The Freeze kamen aus Boston, spielten mit allen lokalen Bands (DYS, Gang Green, SSD,...), hatten aber einen völlig anderen Sound -  eher melodisch bis fast schon verspielt und so wasted wie ihr Sänger. Die erste Single ist von 1980, die Band bis heute aktiv und ausnahmslos alles hörbar.


Flo:

Torch - Blauer Samt
Hip Hop Platte #1. Da ich früher sehr viel Hip Hop gehört habe, war das eh ne Scheibe, an die ich ziemlich hohe Erwartungen hatte. Diese wurden auf keinen Fall enttäuscht, hammer Ding. Wohl auch das erste Mal dass mir Musik bei politisch/sozialen Dingen den entscheidenden Stoß gegeben hat, mich ausführlicher mit solchen Themen zu beschäftigen.

Slime - 1
Definitiv eine sehr prägende Scheibe für mich in der "Anfangszeit". Slime waren einer der Bands die mir Punkrock schmackhaft gemacht und mir bei gewissen Dingen, aufgrund ihrer klaren Ausdrucksweise, die Augen geöffnet haben.

Antidote - Back in year Zero
Hollands Pogo Punks Nummer 1. Wunderbar. Antidote mag ich auch heute noch recht gerne da sie schon immer ihr Ding machen und sich doch immer wieder neu erfinden. Eher textlich als auf musikalischer Ebene. Die Texte mögen manchem auch klischeehaft und primitiv vorkommen, bringen für mich aber die meisten "ausgelutschten" Themen am besten auf den Punkt.

Tomte - Hinter all diesen Fenstern
Manchen mag das zu poppig sein. Aber hier geht‘s um meine prägendsten Platten. Und da gehört diese definitiv dazu. Warum kann ich ehrlich gesagt nicht wirklich begründen. Hat mir in schlechten Zeiten oft geholfen, wahrscheinlich auch da man in die Texte doch eine ganze Menge rein interpretieren kann und man sich somit seine eigene Story aus jedem einzelnen Song bastelt.

MDC (Millions of Dead Cops) - Magnus Dominus Corpus
Auf MDC bin ich eigentlich schon ziemlich lange abgefahren aber die "Magnus Dominus Corpus", quasi die "Comeback"-Scheibe hat das ganze nochmal vorangetrieben und mich immer mehr in ihren Bann gezogen. Ich hatte mit nem guten Freund immer so die "Abmache", 2 Dinge die wir in unserem Leben noch machen müssen, sind, ne MDC Show und ne Chaos UK (das war so sein Favorit) Show anschauen. Das mit MDC hat geklappt, das mit Chaos UK noch nicht.

Tragedy - Vengeance
Erste Berührung mit Crust, Epic-Crust, was auch immer (Schubladenscheisser) ... auf jeden Fall mit tiefgehendem, anspruchsvollem und vor allem auch emotionalem Sound und tiefgründigen Lyrics. War, jetzt im Nachhinein gesehen, wohl DIE Band, die meine weitere "Richtung" gelenkt hat.

Fall of Efrafa - Oswla
Tragedy war die erste Berührung, Fall of Efrafa wohl der endgültige Schubser. Hab die schon in Stuttgart auf dem Be-Part gesehen ohne dass ich sie richtig kannte und war, zugegebenermaßen, ziemlich enttäuscht. Zuhause aber nochmal reingehört, mich dann intensiver damit beschäftigt und seit dem voll drauf hängen geblieben. Sowohl auf der Band als auch auf dieser Art von Sound.

Freitag, 30. Dezember 2011

Jeff Strand - Grabräuber gesucht: Keine besonderen Kenntnisse erforderlich


Ein Buch, bei dem der Titel 1:1 übersetzt wurde. Ein ziemlich seltener Fall, auch wenn der/die Übersetzer/in bei diesem Titel wohl kaum eine andere Wahl hatte. 

Andrew Mayhem, Familienvater und selbstständiger Detektiv mit mäßigem Erfolg, ist ständig knapp bei Kasse. Als ihm und seinem Partner 20.000 Dollar geboten werden um einen Sarg auszugraben, zögern die beiden nicht lang. Schnell verdientes Geld! Aber statt entlohnt zu werden, geraten die beiden in das Fadenkreuz eines wahnsinnigen Killers. Um sich selbst und seine Familie zu schützen, macht sich Andrew auf, den Killer zu erwischen, abseits aller polizeilichen Hilfe.


Ein völlig durchgedrehtes Szenario, bei dem es bei mir nur leichte Abzüge wegen der sprachlichen Ausführung gibt. Die Geschichte ist spannend und stellenweise so skurill, dass man einfach dran bleibt. Weitere Abenteuer des Autors werde ich wohl nicht lesen, aber für zwischendurch und eine leichte, unterhaltsame Lektüre ist dieses Buch völlig geeignet. Das Taschenbuch erscheint im Februar 2012, für alle, die nicht so viel ausgeben möchten.

7/10

Otherworld; 2009; 18,95 €

Sonntag, 18. Dezember 2011

Ferdinand von Schirach - Der Fall Collini


Ferdinand von Schirach, der Staranwalt im Strafrecht und Dank "Schuld" und "Verbrechen" ein ziemlich erfolgreicher Schriftsteller. "Der Fall Collini" ist sein erster Roman.

Der Italiener Fabrizio Collini ermordet scheinbar grundlos einen alten Mann in einem Berliner Luxushotel. Caspar Leinen, frisch von der Uni, bekommt die Pflichtverteidigung in diesem Fall zugewiesen. Was wie eine vielversprechende Karrierechance aussieht, entwickelt sich zum Alptraum, als er feststellt, dass das Mordopfer der Großvater seines besten Freundes ist. Dieser war ein ziemlich reicher, aber dennoch freundlicher und warmherziger Mensch. Leinen versucht die Tat zu verstehen, aber Collini verweigert jede Aussage zu seinem Motiv. Auf der Suche danach, begibt sich Leinen mitten hinein in ein düsteres und erschreckendes Kapitel deutscher Justizgeschichte.

Sehr gut, sind seine bisherigen Veröffentlichungen immer an mir vorbei gegangen, schaffte es dieser, sein erster Roman doch auf meinen Bücherstapel. Ich muss gestehen, der Mann kann schreiben, sein Spannungsbogen passt perfekt, der Leser wird immer wieder überrascht. Ein wirklich gutes Buch. Auch erinnert er mich irgendwie an John Grisham, wahrscheinlich nur auf die Gerichts-/Anwalt-Thematik zurück zuführen, da "Der Fall Collini" keine Längen aufweist, einfach perfekt "durchchoreografiert" ist. Sehr spannend und sehr zu empfehlen!

9/10

Piper; 2011; 16,99 €

Dienstag, 13. Dezember 2011

Henry Miller - Wendekreis des Krebses


Dieses Buch wirkte schon immer einen leichten Reiz auf mich aus, jahrelang verboten, durchzogen von erotischen, man möchte fast pornographischen Passagen sagen, und immer hinter vorgehaltener Hand besprochen.

Der nach Frankreich ausgewanderte Amerikaner Henry Miller begibt sich in Paris auf die Suche nach Erfahrungen für seine Romane. In "Wendekreis des Krebses" gibt er seine alltäglichen Erfahrungen in einer Art undatiertem Tagebuch wieder. Ganz der Künstler, versucht er mit anderen Gleichgesinnten der Geld- und Machtgeilheit der Menschen zu entkommen und gleichzeitig den vorhandenen Horizont der Menschheit zu erweitern und durch seine Ideen zu bereichern.

So schlimm, wie die Vorberichte / Meinungen waren, ist es nicht. Klar, Henry Miller schreibt eigentlich nur übers Essen, den Beischlaf und wie er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält und sich durch das Leben schnorrt. Tagediebsein, andauernder Alkoholgenuss und die ständige Suche nach der nächsten Pritsche (Frau) mit der er sexuellen Kontakt haben möchte, bestimmen diesen Roman. Schockiert bin ich nicht wirklich, aber allzu zarten Gemütern würde ich empfehlen, die Finger davon zu lassen. Interessant zu lesen, aber irgendwie auch nicht wirklich bedeutend.

5/10

Rowohlt; 1979; 9,95 €

Sonntag, 11. Dezember 2011

Michael Lister - Selbstauslöser


Michael Lister war bisher in Deutschland leider ziemlich unbekannt. "Selbstauslöser" ist sein erstes Buch, das in die deutsche Sprache übersetzt wurde.

Remington James, Austeiger aus der Business-Welt, erfüllt sich seinen Traum und entdeckt seine alte Leidenschaft wieder: Die Fotografie. Als er eines Abends in die Wildnis Florida's aufbricht um seine Kamerafallen zu kontrollieren, erwartet ihn eine böse Überraschung. Eine der selbstauslösenden Kameras hat einen bestialischen Mord aufgezeichnet. Bevor er überhaupt klar denken kann, überrascht ihn der Täter. Es beginnt eine atemraubende Hetzjagd, quer durch die Wildnis. Remington kämpft nicht nur ums Überleben, sondern sieht aus ein bisheriges Leben vorbeiziehen. Nur wenn er bis zum Morgengrauen überlebt, gibt es Hoffnung auf Rettung.

Bild- und wortgewaltig, manchmal nur mit einzelnen Wörtern, erschafft Michael Lister hier ein Buch, dass die eigene Vorstellungskraft perfekt inszeniert. Man fühlt sich selbst als Teil des Buches, man leidet mit Remington mit, man schmeckt den Wald, spürt die Angst und sieht seine Fotografien vor dem eigenen inneren Auge. Auch die Thematik, Mann allein in der Wildniss, gejagt von Wilderern und Mördern, trifft meinen persönlichen Geschmack ziemlich gut. Einer dieser Autoren, die wirklich Spannung erzeugen können. Ich bin begeistert. 

10/10

Hoffmann und Campe; 2011; 19,99 €

Samstag, 10. Dezember 2011

Leo Tolstoi - Herr und Knecht


Leo Tolstoi, wohl einer der größten Schriftsteller aller Zeiten. Wer sein Hauptwerk "Krieg und Frieden" noch nicht gelesen hat, der sollte es unbedingt nachholen.

"Herr und Knecht" ist eine kurze Erzählung über den reichen, profitgierigen Kaufmann Brechunow und seinen braven, demütigen Knecht Nikita. Trotz eines drohenden Schneesturms machen sich die Beiden auf eine eisige Reise, um ein einträgliches Geschäft abzuschließen. Als der Sturm dann losbricht, verirren sie sich heillos und im Angesicht des eintretenden Todes, beginnen die Gesellschaftsunterschiede zwischen den beiden ungleichen Gefährten auf wundersame Weise zu verschwinden.


Leo Tolstoi schreibt gut. Sein Sprache hinterlässt den Leser mit schönen Bildern im Kopf. Gerade die Aufhebung der Gesellschaftsstände, das Miteinander, das gegenseitige umeinander kümmern, hat mir sehr gut gefallen. Auch mag ich den Anaconda-Verlag. Riesige Auswahl an Klassikern, alle Bücher sind gebunden und fallen nicht nach dem erstem Mal lesen auseinander (in Richtung der kleinen gelben Heftchen schiel). Außerdem schauen die Bücher weitaus besser im Regal aus.

7/10

Anaconda; 2011; 2,95 €

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Pete Dexter - Deadwood


Der Liebeskind-Verlag ist mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen. Bisher wurde ich noch von keinem Buch aus dem Verlagsprogramm enttäuscht. Klar war, als ich "Deadwood" erspähte, dass dieser Western unbedingt in mein Regal wandern musste.

Der legendäre Revolverheld Wild Bill Hickok und seine Freund Charlie Utter erreichen mit einem Treck, die etwas trostlose Goldgräberstadt Deadwood. Obwohl Wild Bill mittlerweile vom Alter und Krankheiten gezeichnet ist, ist er immer noch in der Lage jedes faire Duell zu gewinnen. Eigentlich möchte er seine Zeit aber lieber in den Saloons und Bars verbringen. Nur ist Deadwood kein Ort, an dem man seine Ruhe findet. Und so trachten bald einige Einwohner von Deadwood nach Bills Leben, dessen einziger Fehler ist, Recht von Unrecht unterscheiden zu können.

Der Wilde Westen kennt kein Happy-End. Die meisten fangen sich eine Kugel ein, andere sterben durch den Alkohol und wieder andere werden von Seuchen dahingerafft. Pete Dexters Roman beschreibt das Leben und die Lebensumstände in der damaligen Zeit wirklich gut. Spannend zu lesen ist diese vergangene Welt, zwischen alternden Revolverhelden, Huren, Goldgräbern und Spielern. Die Geschichte ist glaubwürdig und jeder, der wie ich, früher als kleiner Junge, Karl May und seine Geschichten verschlungen hat, freut sich über jeden neuen Western, der auf den Markt kommt. "Deadwood" kann man bedenkenslos jedem empfehlen, der auch nur ein bisschen was für Western übrig hat. Auch der stellenweise äußerst schwarze Humor, lässt einen immer wieder Gefallen an diesem Buch finden. Ein wirklich guter Roman!

9/10

Liebeskind; 2011; 22,- €

Dienstag, 6. Dezember 2011

Markus Heitz - Blutportale


Markus Heitz, seit seiner Zwergen-Saga ein fester Bestandteil meiner zu lesenden Autoren. Mittlerweile habe ich bis auf die Ulldart-Reihe sein komplettes Werk aufgearbeitet und bin von seinem Schreibstil, als auch seinen Geschichten eigentlich immer begeistert. "Blutportale" fehlte mir noch auf der Liste und hat es jetzt doch endlich mal geschafft, gelesen zu werden.

Die Star-Köchin und Profi-Fechterin Saskia tritt bei einem Turnier gegen den zurückgezogenen und geheimnisvollen Levantin an, wobei sie nicht ahnt, dass sich hinter ihrem Gegner ein Dämon verbirgt, der schon seit Jahrhunderten auf sie wartet. Saskia besitzt die Gabe Blutportale zu öffnen, die ihr Levantin während dem Duell aktiviert, damit er wieder in seine Heimat zurückkehren kann. Doch Saskia ist mir ihrer neuen Gabe überfordert und öffnet so unbeabsichtigt Türen, die nicht geöffnet werden sollten.

Keine Frage, Heitz kann schreiben und erzählt spannende, fesselnde und teils blutrünstige Geschichten. "Blutportale" gefiel mir gut, speziell, dass auch aus seinen anderen Büchern teilweise Figuren auftauchen und deren Geschichte weitergesponnen wird, hat mir sehr gut gefallen. Wer Markus Heitz noch nicht kennen sollte, der sollte sich dringend die Zwergen-Saga vornehmen oder wenn die Leidenschaft eher Richtung unserer Zeit schlägt, mit "Ritus" und "Sanctum" anfangen.

8/10

Droemer Knaur; 2010; 9,99 €

Sonntag, 4. Dezember 2011

Jan Off - Ausschuss


Jan Off ist ein völlig durchgeknallter Kerl. Zumindest wenn man den Geschichten, die seinen Kopf verlassen, Glauben schenken darf.

In "Ausschuss" geht es hauptsächlich um drei Personen. Den jungen, gerade in die Stadt gezogenen  Studenten mit leichtem Punk-Background, den drogendealenden, beinamputierten Sozialhilfeempfänger und die drogensüchtige Schönheit aus einer Alkoholiker-Familie. Alle drei vom Pech verfolgt, abseits der Normalität. Schlägereien, Drogen, Sex, Betrügereien und Alkohol sind wohl die Hauptbestandteile dieser Geschichte.

Auch wenn ich Jan Off ziemlich mag, "Ausschuss" ist nicht sein bestes Buch. Klar es liest sich weg wie nichts, er schreibt gut und mitreißend, aber irgendwie konnten mich andere Bücher von ihm mehr überzeugen. Vielleicht ist es auch die Kombination aus Altbekanntem: Punks, Drogen, Alkohol, zwielichtige Typen und Personen am unteren Rand der Gesellschaft. Trotzdem, sollte sich der Herr nochmal dazu entscheiden einen Roman herauszubringen, ich werde ihn lesen!

6/10

Ventil; 2008; 13,90 €

Dienstag, 29. November 2011

Bernard Cornwell – Das Zeichen des Sieges


Der Schäfer Nicholas Hook gilt als Nichtsnutz, hat aber durch seine jahrelange Ausbildung am Bogen, eine besondere Gaben. Jeder Pfeil, den er abschießt, trifft ins Ziel. Durch einige mehr oder weniger glückliche Zufälle, schafft es Nick in die Armee König Henrys V, mit der er 1415 nach Frankreich zieht um das Land wieder unter die Kontrolle Englands zu bringen. Auf seinen Streifzügen trifft er die schöne Melisande, die ihm beibringt, dass nicht alle Franzosen böse Menschen sind. Als die finale Schlacht bevor steht, 6000 Engländer gegen ein Heer von 30.000 französischen Rittern, entbrennt der Kampf bei Azincourt, die Geburtsstunde einer Legende.

Wie oft soll ich noch erwähnen, dass dieser Mann mich mit seiner Schreibweise, den detaillierten Schlachten und Abschlachtungen und seinen unheimlich fundierten Kenntnissen in seinen Bann zu ziehen vermag. Jeder, wirklich jeder, der etwas für das Mittelalter übrig, der über Schlachten und Feldzüge und nicht romantische Verwirrungen lesen möchte, sollte sich Bernard Cornwell zu Gemüte ziehen. Selbstverständlich sind für Freunde romantischer Geschichten auch in Cornwells Werken diese vorhanden, aber bei weitem nicht in solchem Ausmaß wie bei bspw. Iny Lorentz. Was mich bisher noch nicht begeistern konnte, sind seine Bücher, die im 17. / 18. Jahrhundert spielen. Eventuell müsste man da mal eins antesten.

9/10

Rowohlt; 2011; 9,99 €

Montag, 28. November 2011

Caine - Teil 6: Mordendyk


6. Teil der Caine-Reihe.

Die Führer Kyan'kors müssen einsehen, dass ohne Steven Caine der übermächtige Gegner nicht zu besiegen ist. Aber der Dämon in ihm lässt die Entscheidung, auf welcher Seite Caine steht, noch ausstehen. Der New Yorker Cop Kilkenny wird währenddessen auf eine harte Prüfung gestellt. Auf Aramatos, muss er sein Vertrauen und seine Loyalität gegenüber den Aganoi beweisen.

Entweder habe ich mich langsam satt gehört, oder die Reihe war anfänglich doch etwas vielversprechender. Auch der mittlerweile immer letzte "Track", welcher nur ein Lied einer Band vorspielt, trägt nicht unbedingt zur besseren Unterhaltung bei. Man ist zwar gespannt, wie es weitergehen soll, aber irgendwie sind mir mittlerweile zu viele ähnliche Szenarien aufgetaucht, die mich ein bisschen die Abwechslung vermissen lassen.

5/10

Lausch
; 2007; 9,95 €; Spielzeit: 64 Min.

Sonntag, 27. November 2011

Robert Kirkman, Tony Moore - The Walking Dead 01: Gute alte Zeit


Ab und zu reizt mich dann doch mal wieder ein Comic. Die vielgerühmte "The Walking Dead"-Reihe geistert immer mal wieder durch meinen Kopf und deshalb war es auch mal an der Zeit, damit anzufangen.

Der Polizist Rick wacht im Krankenhaus auf. Um ihn herum nichts, die Welt scheint verlassen zu sein, einzig merkwürdige zombiehafte Gestalten scheinen sich noch um ihn herum aufzuhalten. Auf der Suche nach seiner Familie und anderen Überlebenden, begibt er sich in Richtung der nächsten Stadt, um auf nur noch größere Horden der fleischfressenden Monster zu stoßen.

Der erste Band hält genau das, was man erwartet. Die typische Zombie-/Endzeit-Geschichte, leider aber ohne irgendetwas neues. Irgendwie kommt einem alles schon bekannt vor, man hat die Geschichte schon einmal erlebt, gesehen oder auch gelesen. Trotzdem gefällt es mir, es bedient die üblichen Klischees, trifft mit Charakteren und dem gutem Zeichenstil meinen Geschmack. Der nächste Teil wird auf jeden Fall besorgt. Einzig die Kürze der Bände ist zu bemängeln, da die einzelnen Bände mit je 16,- € doch etwas teuer sind.

7/10

Cross Cult; 2006; 16,- €

Donnerstag, 24. November 2011

Rosemary Sutcliff - Der Adler der Neunten Legion


Endlich! Auch dank des Films, wurde dieser Jugendbuch-Klassiker wieder neu aufgelegt. Sehr schade, dass die Leser längere Zeit darauf verzichten mussten, da allgemein für Jugendliche sehr wenige Romane mit historischem Hintergrund, speziell über die Römer, existieren.

Im zweiten Jahrhundert verschwindet die Neunte Legion der römischen Armee spurlos im Nebel Britanniens. Mit ihr auch der Vater des jungen Centurio Marcus. Marcus macht sich nun auf die gefährliche Suche, mitten hinein in die von aufständischen Stämmen und kriegerischen Völkern beherrschte Wildnis.

Auch wenn ich mir den Film nicht anschauen werde, das Buch ist auf jeden Fall für alle Jugendliche ab 12 zu empfehlen. Wer sich für schöne historische Geschichten interessiert und auch mehr über die römischen Legionen erfahren möchte, macht mit diesem Roman absolut nichts falsch. Die schöne Erzählweise und die gut recherchierten Fakten, runden diese Geschichte schön ab.

7/10

dtv; 2011; 7,95 €

Montag, 21. November 2011

ENO


Absolut beste Musik, um bei strahlendem Sonnenschein den Blick in Richtung der Berge schweifen zu lassen und auf eine vom Frost und Raureif übersäte  Natur vor einem zu blicken. Der Atem bildet weiße Wolken, im Ohr die großartigen ENO, die sich ohne Probleme tief in die eigenen Gehörgänge einnisten.

Man möchte allein sein, ohne die störenden Autos, den Lärm, andere Menschen da draußen, den Blick über Flüsse, Täler und Berge schweifen lassen, während man auf einem im Sonnenschein erstrahlten weitem Flecken Natur sich komplett von den Klängen dieser grandiosen Platte verzaubern lässt.

"-t" heißt dieses großartige Werk, dass erst am 25.11.2011 das Licht der Welt erblicken wird, aber schon jetzt vollständig auf Bandcamp angehört werden kann. Bitte aber die Zeit nehmen und am Stück anhören. Den zwei Schweizer Herren ist, meiner Meinung nach, die perfekte Songzusammenstellung gelungen.

Bin auch gerade dabei, mich durch die vorherigen Veröffentlichungen zu hören, "must correspond in pattern" aus 2009 und "stea.alto" aus dem Jahr 2008. Bisher wirklich, wirklich gute Musik. Erinnert mich stellenweise an die absolut großartigen Daturah, um die es leider in letzter Zeit ziemlich ruhig geworden ist. Aber genug am Thema vorbei, ENO wissen vollständig zu überzeugen, wer irgendetwas mit Ambient/Post Rock-Zeug anzufangen weiß, der sollte hier dringend ein Ohr riskieren!

Bandcamp
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Sonntag, 20. November 2011

Andrea Camilleri - Der unschickliche Antrag


Ein einfacher Antrag auf einen Telefonanschluss, im Jahr 1891 in Sizilien. Was dieser Antrag auslöst, spricht gegen jede menschenmögliche Denkweise. Intrigen, Morde, Liebesdramen und zahlreiche Wirrungen sind wohl die Hauptbestandteile dieses stellenweise doch witzigen Romans.

War ich von meinem letzten gelesenem Camilleri doch ziemlich enttäuscht und auch etwas angewidert, macht dieses Buch wieder Spaß zu lesen. Etwas ungewöhnlich, "Der unschickliche Antrag" besteht nur aus Briefen und direkten Dialogen, sonst nichts. Einerseits ziemlich förmlich, andererseits aber doch dem Leben der Leute entsprungen. Aber gerade diese, für mich neue, Erzählform hat mich unglaublich in den Bann gezogen und auch nicht mehr losgelassen.

Die förmlichen Briefe und offiziellen Schreiben, im Gegensatz zu nur mündlich gesprochenen Passagen, in welchen auch geflucht oder das Liebesleben der Italiener nachgespielt wird, wechseln sich wirklich gut ab, Langeweile oder Übersättigung kommen keinesfalls auf. Wieder wirklich lesenswert!

8/10


Fischer; 2008; 9,95 €

Donnerstag, 17. November 2011

Josh Bazell - Einmal durch die Hölle und zurück


Neues Buch vom Autor, der "Schneller als der Tod" geschrieben hat. Was hab ich darauf gewartet endlich eine Fortsetzung zu lesen, da mich der "1." Teil doch ziemlich überzeugen konnte.

In "Einmal durch die Hölle und zurück" geht es wieder um den Ex-Mafiakiller Pietro, den es mittlerweile als Schiffsarzt auf ein Kreuzfahrtschiff verschlagen hat. Doch dann erhält er von einem Milliardär ein verlockendes Angebot, zusammen mit der attraktiven Paläontologin Violet auf eine gefährlich Suche aufzubrechen. Es geht um ein augenschaunlich urzeitliches Monster, mitten im einem abgelegenen See. Auf der Suche nach der Wahrheit, geraten die beiden in eine Spirale des Wahnsinns und der Gewalt.


War ich vom Vorgänger begeistert, den Mafiageschichten und der super Story, lässt mich "Einmal durch die Hölle und zurück" doch etwas unbefriedigt zurück. Geschrieben ist es top, da kann man nichts aussetzen, aber die Story lässt einen dann doch einiges vermissen. Auch der lange Anhang mit Quellenangaben und Pipapo lässt einen nicht begeistert aufjubeln, da das Buch auch, wie "Schneller als der Tod" mit ausreichend, stellenweise sehr amüsanten, Fußnoten versehen ist.

Schade wäre die Mafia-Vergangenheit weiter verarbeitet worden und eine nicht ganz so an den Haaren herbei gezogenen Geschichte erzählt worden, dann hätte dieses Buch echt gut werden können. So konnte mich Josh Bazell leider nicht mehr begeistern.

3/10

Fischer; 2011; 18,95 €

Mittwoch, 16. November 2011

Angelo Petrella - Nazi Paradise


Nachdem ich durch Jim Nisbet auf den Pulp Master-Verlag aufmerksam geworden bin, musste das Verlagsprogramm mal einer genaueren Überprüfung standhalten. "Nazi Paradise" von Angelo Petrella klang ziemlich gut und ist dann auch relativ schnell in den Warenkorb gewandert.

Die namenlose Hauptfigur, ein Skinhead, ein Nazi, aber auch ein Hacker. Er knackt Webseiten von Banken, manipuliert Konten und relaxt in erotischen Chatrooms. Neben Computern, dem Hass auf Rote und Ausländer spielt der Besuch des Fussballstadions eine wichtige Rolle in seinem Leben.Seine Welt ist bestimmt von Schlägereien und Verrat. Als kurrupte Polizisten ihn zwingen, den Computer eines Neureichen zu knacken, läuft einiges schief und es ist plötzlich sein Kopf, der rollen soll.

Es wird zwar oft bemängelt, dass die "Hacker-Seite" des Hauptprotagonisten zu kurz kommt, aber für mich reichte das vollkommen aus. Alles andere hätte das Buch langatmig und langweilig gemacht, da es sowieso nur eine untergeordnete Rolle in der Geschichte spielte. Klar, mit nur 115 Seiten ist dieses Buch kein riesiger Schmöker, aber die Geschichte erzählt alles genauso gut, wie erwartet. Es war spannend, die Dummheit der Nazis wurde gut dargestellt und auch die beschriebene und offensichtliche Rechtslastigkeit italienischer Fussballvereine wurde überzeugend dargestellt.

8/10

Pulp Master; 2009; 12,80 €

Sonntag, 13. November 2011

Thomas Mann - Tonio Kröger


Thomas Mann übt Grauen aber auch Faszination aus. Immer wieder laufen mir seine Bücher über den Weg, obwohl es wirklich nicht die Schönsten zum Lesen sind. "Buddenbrocks" dreimal angefangen, nie zu Ende gelesen, für "Der Zauberberg" wohl über ein Jahr damals gebraucht und nun hat es "Tonio Kröger" auf meinen Bücherstapel geschafft.

Ein junger Mensch, Tonio Kröger, sucht seine Identität und seinen Platz in der Welt. Schon als Kind merkt er, er ist anders als seine Kameraden. Er schreibt gerne Verse, spielt Geige, lebt ein bisschen zurückgezogen und blickt mit Bewunderungen auf zu seinem Freund Hans, der offenkundlich den Erwartungen der Gesellschaft besser entspricht, mit seiner selbstbewussten und sportlichen Art. Zwischen den beiden besteht ein tiefe Freundschaft, dominiert von der Gegensätzlichkeit ihrer Charaktere. Tonio, mittlerweile erwachsen, ist Künstler geworden und ziemlich rastlos. Er ist unentschlossen, kann sich nicht vorstellen weg vom Künstlertum, hin zum Bürgerlichen zu gehen, auch wenn dies einen inneren Wunsch darstellt.

Ich muss sagen, wohl auch verbunden mit der Kürze dieser Novelle, der mir bisher zugänglichste Thomas Mann. Es wird zwar wieder ein bisschen dauern, bis ich mich die Lust packt einen Mann zu lesen, aber "Tonio Kröger" hat es zumindest wieder geschafft, mehr von diesem großen, deutschen Schriftsteller zu lesen. Vorallem der biographische Hintergrund dieser Erzählung hat mich interessierter lesen lassen. Auch fühlt man sich selbst ein bisschen wie Tonio Kröger, den einsamen Bücherwurm, unbeachtet von seinen Angebeteten in der Damenwelt.

6/10

Fischer; 2005; 10,- €

Freitag, 11. November 2011

Jack Ketchum - Evil


Jack Ketchum. Irgendwie üben seine Bücher eine gewisse Anziehungskraft aus, die mich immer wieder in seinen Bann zieht. Nach "Beutezeit" und "Die Schwestern" folgte jetzt "Evil".

In den 50er Jahren, in einer kleinen Vorstadt in den USA. Ein kleiner Junge, der von seinen Freunden und den Nachbarn mit unvorstellbaren Grausamkeiten konfrontiert wird, erlebt damit wohl den schlimmsten Sommer seines ganzen Lebens. Ein Thriller, der mit der Psyche spielt und dabei keine Scheu hat, in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele zu blicken.

"Evil" ist grausam und traurig, sehr traurig. Man möchte den Glauben an die Menschheit verlieren und weiß genau, dass da draußen genau solche Menschen existieren. Einfach nur unverständlich und schlimm. Jack Ketchum schreibt darüber auch noch so eindringlich, als wäre er selbst daneben gesessen. Ich glaube, kein Buch hat mich in der letzten Zeit so mitgenommen und sprichwörtlich niedergeschlagen. Mir fehlen irgendwie die Worte, das Geschriebene genauer zu beschreiben. Absolut keine leichte Kost.

Auch wenns mich noch immer schüttelt und mich das Buch doch ziemlich nachdenklich und bedrückt hinterlassen hat, so verdient es auch, durch dieses Gefühlsleben, dass es hinterlässt und durch diesen unheimlichen Sog, den das Buch auf mich auswirkte, die volle (grausame) Punktzahl.

10/10

Heyne; 2005; 8,95

Mittwoch, 9. November 2011

Philip K. Dick - Blade Runner


Den Film ziemlich oft gesehen und unheimlich viele Stunden am PC gehockt um das Adventure immer und immer wieder zu spielen, damit man auch alle alternativen Enden endlich geschafft hat. Warum es das Buch erst jetzt geschafft hat, ich weiß es nicht. Nichtsdestotrotz eine äußerst lesenswerte Lektüre, auch wenn einem vieles neu erscheint und nicht im Film/Spiel verbraten wurde.

Die Geschichte sollte eigentlich jeder kennen. Rick Deckard, Prämienjäger, übernimmt den Auftrag, sechs geflüchtete Nexus 6-Androiden aufzuspüren und zu eliminieren. Angetrieben wird er von dem Wunsch, sich endlich ein echtes, lebendiges Tier zu kaufen, um sich und seiner depressiven Frau endlich wieder einen Lichtblick in der ansonsten trostlosen Welt, zu verschaffen. Die Tiere sind aber nach dem letzten Krieg ziemlich rar geworden, viele Arten sogar ausgestorben. Deckard begibt sich auf die Suche nach den ziemlich menschlichen Androiden, befindet sich aber zeitgleich eher auf der Suche nach sich selbst und dem Sinn seines Handelns.

Ein sehr gutes Buch, auch wenn man sich erstmal an Androiden statt Replicanten gewöhnen musste. Vieles was man vom Film gekannt hatte, wird hier anders dargestellt. Auch die im Buch relativ wichtige Mercer-"Religon" kommt bspw. im Film nicht vor. So geht es dem Leser bei einigen Kleinigkeiten. Das Buch wirft einen viel intensiveren, tieferen Blick hinter die Persönlichkeiten und ist alleine deswegen schon mehr als nur lesenswert.

Dick kommt auf jeden Fall auf die Liste interessanter Autoren, da "Blade Runner" zwar der bekannteste, aber laut einigen Stimmen im Internet, doch nicht der beste seiner Romane ist.

8/10

Heyne; 2002; 9,95 €

Sonntag, 6. November 2011

Andreas Eschbach - Ein König für Deutschland


Dieses Buch lag schon ewig zum Lesen bereit. Einmal angefangen, wanderte es auf irgendeinen Bücherstapel und hat es erst vor kurzem wieder in meine Hand geschafft. Schade eigentlich, da es dann doch einigermaßen gut war.

Vincent Wayne Merrit, Computergenie und Programmierer. Er entwickelt ein Programm, mit dem Wahlcomputer mainpuliert werden können. Zum ersten Mal kommt dieses Programm, ohne sein Wisssen, in den USA zum Einsatz. Vincent ist entsetzt und flieht nach Deutschland, zu seinem Vater: Simon König. Gemeinsam entwickeln sie den Plan, eine Partei zu gründen, die Wahl zu gewinnen und damit auch die Gefährlichkeit von Wahlautomaten offenzulegen. Doch wie soll es auch anders sein, Simon König gewinnt und der Plan, den Wahlschwindel aufzudecken, gerät in den Hintergrund.

Andreas Eschbach schreibt spannend, einzig die hauptsächlich am Anfang stehenden Fußnoten, sind mir negativ aufgefallen. Zu viel Zusatzinformation, die der geneigte Leser nie überprüfen wird. "Ein König für Deutschland" ist ja auch kein Tatsachenbericht, sondern reine Fiktion. Diese "Quellen-Angaben" wirkten dann doch ein wenig übertrieben. Ansonsten wusste die Geschichte zu gefallen, auch wenn am Ende, nach dem ziemlich realistischem Story-Aufbau, herauskommt, dass so ein Wahl-Szenario gar nicht mehr stattfinden könnte.

7/10


Bastei Lübbe; 2011; 9,99 €

Samstag, 5. November 2011

Andreas Altmann - Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend


Andreas Altmann, Reisereporter und Buchautor. In diesem Buch schreibt er über seine Kindheit und sein Aufwachsen in dem Pilgerort Altötting. Was bisher noch normal klingt, stellt sich als schonungslose Abrechnung mit seinem Vater heraus, der die komplette Familie tyrannisierte und unterdrückte, ja sogar ausbeutete. Er schreibt darüber, wie er heute der wurde, der er ist.

Teilweise sehr erschütternd, vor allem wenn man Andreas Altmann mit dem eigenen Aufwachsen und der eigenen Familie vergleicht. Da kann man sich glücklich schätzen, in einer glücklichen und "normalen" Familie aufgewachsen zu sein. Klar gab es auch Reibereien und es war nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen, aber im Großen und Ganzen war alles ohne große Probleme auszustehen. Was auch interessant ist, Andreas Altmann stellt fest, dass ohne seine zerrüttete Familie, er nie der geworden wäre, der er heute ist. Für mich kommt es sogar so rüber, dass er nur durch seine kaputte Familie so werden konnte. Dem kann ich leider nicht ganz so zustimmen. Auch wenn bei mir in der Familie alles gut war, so hatte ich auch meine Schicksalsschläge und eigenen Probleme, aus denen ich gewachsen bin und meinen "Lebens-"Weg gefunden habe. Dafür hat es keine psychische und physische Gewalt gebraucht.

Nichtsdestotrotz ein sehr spannender, wenn auch oftmals ziemlich trauriger und niederschlagender Erfahrungsbericht, aus der Jugend von Andreas Altmann, dem Meister der Aufzählung.

8/10

Piper; 2011; 19,99 €

Dienstag, 1. November 2011

Paul Auster - Stadt aus Glas


Krimiautor Daniel Quinn erhält einen mysteriösen Anruf. Ein geheimer Auftrag! Er schlüpft in die Rolle des Privatdetektivs Paul Auster, der den verrückten Forscher und Philosophen Peter Stillman observieren soll. Dessen Sohn fürchtet, dass ihn sein, nach Jahren aus der psychiatrischen Klinik entlassener, Vater, töten möchte. Quinn verfolgt Stillman quer durch New York, ohne sich einen Reim auf dessen Handlungen zu machen, der Sinn hinter allem bleibt verborgen. Doch dann verschwindet Peter Stillman plötzlich.

"Stadt aus Glas" lässt einen irgendwie verwirrt zurück. Richtig aufgelöst wird der Fall nicht, die Protagonisten scheinen einfach nur zu verschwinden. Auch hat Auster (der sich und seine Frau übrigens höchstpersönlich ins Buch mit einbaut (Warum? Fehlendes Geltungsbewusstsein?)) zu viele Einblendungen, man möchte fast Zusatzgeschichten sagen, mit eingebaut. Der Handlungsstrang wird deswegen öfters unterbrochen, man schweift vom eigentlichen Thema ab und ist plötzlich irgendwo anders. Das hat mir, muss ich zugeben, überhaupt nicht gefallen. Auch wenn dieses Buch ziemlich hochgelobt wird, mir versteckt sich der Sinn hinter dem Ganzen. Klar, die Geschichte, könnte gut erzählt werden, ist auch spannend und gut geschrieben, aber wenn ich Texte zum interpretieren suche, dann les ich lieber was klassisches. Da gibt es schon weitaus bessere Autoren oder Bücher!

5/10

Süddeutsche Zeitung / Bibliothek; 2004; vergriffen

Montag, 31. Oktober 2011

Perry Rhodan - Sternenozean Teil 3: Der Hyperschock


Wie man erwarten konnte, hat sich diese Hörspielreihe mittlerweile einen festen Platz in meiner Liste der zu verfolgenden Hörspiele erobert. Weltallabenteuer in leichter Anlehnung an Star Wars machen einfach Spaß.

Raumbeben noch nie dagewesenen Ausmaßes erschüttern die Galaxis, Transmitter und die Antriebe der Raumschiffe versagen. Mittendrin: Kantiran und sein Freund, der gute, aber trotzdem ein bisschen bärbeißige Mal Detair. Auf der Suche nach Perry Rhodan werden die beiden trotz der schlimmen Umstände auch noch von dem Killer Shallowain verfolgt, der im Dienste des Imperators steht. Eine actiongeladene Verfolgungsjagd bahnt sich an.

Gefällt wieder gut, schön oder unfair ist immer, die Hörspiele hören an den spannendsten Stellen auf und man ist fast gezwungen, weitere Teile zu kaufen um die Story nicht einfach abreißen zu lassen.

7/10

Bastei Lübbe; 2006; 7,99 €; Spielzeit: 61 Min.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Carlton Mellick III - Die Kannibalen von Candyland


Ein völlig faszinierendes und farbenträchtiges Buchcover, pinke Seiten und der leichte, künstliche Geruch von Süßigkeiten wenn man über das Cover reibt. All das und auch die durchgeknallte Geschichte, verleiteten mich, dieses Buch zu kaufen.

Die Bewohner von Candyland sind Figuren aus Zucker und allen anderen möglichen Süßigkeiten. Ihre Lieblingsspeise: Kinder! Franklin Pierce hat in seiner Kindheit ein paar dieser Wesen gesehen. Leider glaubt ihm niemand, weswegen er sich Jahrzehnte später auf die Suche macht und sich plötzlich als Sexsklave einer zuckersüßen Candyland-Bewohnerin wiederfindet.

Ich hab noch nie so etwas abgedrehtes gelesen. Entweder ist dieser Autor ein begnadeter Künstler oder doch nur ein völlig abgewrackter Freak. Ich bin mir noch unsicher ob ich "Die Kannibalen von Candyland" als Meisterwerk oder doch nur für einen völlig verstörten LSD-Trip halten soll. Spannend, erotisch, absurd, stellenweise witzig und irgendwie fesselnd ist dieses Buch auf jeden Fall.

7/10

Festa; 2010; 16,80 €

Freitag, 28. Oktober 2011

Roberto Saviano - Das Gegenteil von Tod


Kurzes, aber dennoch interessantes Buch des italienischen Bestseller-Autoren und "Mafia-Experten" Roberto Saviano.

In "Das Gegenteil von Tod" entführt uns der Autor in ein Italien, in welchem den jungen Männern keine große Wahl bleibt, eine legale Arbeit zu finden. Im armen Süden stehen diesen jungen Männern wenig Möglichkeiten offen. Entweder Dienst bei der Polizei oder beim Militär oder die kriminelle Variante "Mafia" steht zur Auswahl. Der namenlose Erzähler berichtet von seinen gleichaltrigen Freunden, die beim Militär zu Kampfeinsätzen eingesetzt wurden, aber von denen wenige lebendig wieder zurückkommen.

Zwei Geschichten sind in diesem Band, die es, trotz ihrer Kürze, wert sind zu lesen. Sehr eindrucksvoll und eindringlich erzählt, lassen einen diese beiden Berichte teilweise sehr traurig werden. Wer ein zweites "Gomorrha" erwartet, ist fehl am Platz, wer aber die Gefühle der Italienier im Süden des Landes verstehen will, der sollte hier unbedingt zugreifen. Nicht umsonst wurde dieses Buch mit dem Geschwister-Scholl-Preis 2009 ausgezeichnet. 

9/10

Hanser; 2009; 10,- €

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Friedrich Wolf - Professor Mamlock


Einer dieser Klassiker, welcher jeder lesen sollte, der sich ein bisschen für Exilliteratur interessiert. Friedrich Wolf verfasste dieses Schauspiel bereits 1933 im Exil in Frankreich.

Professor Mamlock ist ein jüdischer Arzt und überzeugter Demokrat. Trotz seiner jüdischen Wurzeln will er sich von den Nationalsozialisten nicht unterkriegen lassen und versucht weiterhin seinen Beruf auszuüben. Trotz aller Repressalien und dem ihm entgegen schlagenden Antisemitismus, versucht er seinen Dienst am Menschen fortzusetzen. Schlussendlich zerbricht aber auch er daran und wählt den Freitod.

Man darf keinen Roman oder gar eine Novelle erwarten. Vielleicht hat sich deswegen bei mir auch nicht die totale Überzeugung eingestellt, obwohl das Schauspiel genau das erzählt, was man sich vorgestellt hat. Es gut, es ist erschütternd, aber genauso traurig und unverständlich. Ich werde wohl nie die Nazis und ihre abstrusen Weltvorstellungen verstehen können. Diese Intoleranz und Verbohrtheit, gepaart mit absolutem Hass und Dummheit, ist für mich einfach nicht nachvollziehbar.

6/10

Reclam; 2009; 3,80 €

Montag, 24. Oktober 2011

Natalja Kljutscharjowa - Endstation Rußland


Natalja Kljutscharjowa bringt mit "Endstation Rußland" einen Roman heraus, der über Russland in der heutigen Zeit berichtet.

Hauptdarsteller ist der junge Student Nikita, Anfang Zwanzig, mit revolutionären Ansichten im Kopf. Als ihn seine Freundin verlässt, hält ihn nichts mehr in Petersburg und er begibt sich auf eine Reise, quer durch Russland. Während seiner Reise trifft er in der Eisenbahn verschiedene Personen, die ihm alle ihre Lebensgeschichten erzählen.

Was mir gut gefallen hat, die Autorin wirft ein ziemlich gutes Bild auf das mittlerweile doch ziemlich zersplitterte und vielfältige Russland, mit all seinen absurden, grotesken und traurigen Facetten. Ansonsten konnte ich diesem Buch leider nicht viel abgewinnen. Die Erzählung geriet des Öfteren für mich ins Stocken und erinnerte mich stellenweise an einen schlechten Abklatsch von Jerofejews Klassiker "Die Reise nach Petuschki", wenn aber auch in einer weniger poetischen, dafür aber direkteren, kälteren Sprache. Nur bedingt für knallharte Russland-Fans empfehlenswert.

4/10

Suhrkamp; 2010; 9,90 €

Samstag, 22. Oktober 2011

Bernard Cornwell - Arthurs letzter Schwur


Finaler Band, dieser absolut großartigen, dreibändigen Reihe. Auch wenn sie schon etwas älter und in mehreren nicht unbedingt schönen Auflagen herausgekommen ist, überzeugt zumindest diese durch eine gute Aufmachung alle, die sich sowieso nicht sofort von der Geschichte mitreißen lassen.

Arthurs Herrschaft droht sich aufzulösen, denn bei der Schlacht  von Camlann scheint der Zerfall des Reichs immer näher zu rücken. Einzig zwei Männer können das Schicksal des Königs zum Guten wenden. Derfel, der treue Krieger Arthurs und auch Ich-Erzähler der kompletten Geschichte und natürlich Merlin, der gefürchtete Druide. Dreh- und Angelpunkt ist die Nacht vor Samhain, in welcher die Toten auf Erden wandeln. Merlin will die alten Götter genau in dieser Nacht mit einem alten Rital wieder einsetzen, einen königlichen Blutopfer, dem Sohn von Arthur und Guinevere.

Genauso wie in den vorherigen Bänden spielt der Konflikt zwischen der neuen Religion (Christentum) und den alten Göttern einen entscheidenden Einfluss. Wie auch schonmal geschrieben, wirft Cornwells Version dieser Geschichte einen anderen Blick auf das Geschehen, die ansonsten ziemlich geschönten Charaktere werden hier oftmals in einem anderen Licht dargestellt. Beispielsweise ist Merlin ein mürrischer, herrischer und auch hochgradig aggressiver alter Mann.

Auch hier gibts mal wieder 10/10 für die komplette Reihe. Spannend geschrieben, gut recherchiert und wahnsinnig mitreißend! Sollte jeder gelesen haben, auch wenn ich mir noch nicht sicher bin, ob ich mehr von der Uhtred-Saga begeistert bin, oder ob es mir die doch schon abgeschlossene Arthus-Saga mehr angetan hat. Danke Bernard Cornwell für einige wirklich spannende Stunden in einer anderen Welt!

10/10

Rowohlt; 2009; 9,95 €

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Momentum


Auch wenn man mich mittlerweile als einen kleinen Fan-Boy von Alex (ehemals Fall of Efrafa, Light Bearer) halten kann, find ich seine neue Band "Momentum" wieder einmal mehr als nur erwähnenswert.

Gebotem wird dem Hörer diesmal nichts epic-crustiges, nichts doom-lastiges, sondern richtig guter und schöner melodischer Hardcore mit leichten Crust und Post Rock-Anleihen und der natürlich unverwechselbaren Stimme des ehemaligen Fall of Efrafa-Sängers. Schneller und mit viel mehr Rohheit werden hier die Songs rausgehauen. Ok zugegeben, es ist trotzdem ein bisschen episch, ein bisschen schleppend aber selbstverständlich durchgängig super! Sehr gut, dass diese eine Person weiter Musik macht und auch so vielseitig in mehreren Bands aktiv ist.

Das Album, auch unter dem wohlklingendem Namen "Whetting Occam's Razor" bekannt, soll noch diesen Winter erscheinen. Netterweise kann man das komplette Album schon perfekt abgemischt von der Band hier downloaden.

Auch diesmal darf man sich über die Texte freuen, die mehr zu erzählen wissen, als die Standard-Hardcore-Texte über ausgelutschte "szenerelevante" Themen. Inhaltlich beschäftigen sich "Momentum", soweit ich das verstanden habe, mit Wilhelm von Ockham, einem berühmten Philosophen und Theologen aus dem Mittelalter. Um alle Texte genauer zu studieren, fehlt mir momentan noch die Zeit.

Anhören und eigene Meinung bilden!

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Dienstag, 18. Oktober 2011

Amélie Jackowski; Moritz Petz - Der Dachs hat heute schlechte Laune


Die Hauptfigur ist mürrischer, schlecht gelaunter Dachs, der jeden, der ihm auf seinem Weg zu Arbeit begegnet, anknurrt.  Seine Laune bessert sich langsam aber sicher, da er sich so ein bisschen abreagieren kann. Unglücklicherweise trifft dies nicht auf seine Freunde zu, welche doch ein bisschen beleidigt sind. Am Ende gibt es für alle verärgerten Freunde ein kleines "Schlechte-Laune-Fest", bei welchem doch alle Besucher wieder guter Laune werden. 

Ein wahnsinnig gutes Papp-Bilderbuch mit hervorragenden Illustrationen. Der grimmige und schlecht gelaunte Dachs ist perfekt umgesetzt, die Zeichnungen haben mich immer wieder zum Lachen gebracht. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene können bei diesem Werk Spaß haben. Gerade beim Vorlesen, lässt sich unheimlich viel mit der Grimmigkeit des Dachses anstellen.

Absolute Kaufempfehlung für alle mit Kindern ab 3 Jahren, welche nicht immer der besten Laune sind.

9/10

NordSüd; 2011; 8,95 €

Sonntag, 16. Oktober 2011

Jim Nisbet - Dunkler Gefährte


Jim Nisbet, ein Autor vom dem gesagt wird, er passt am Besten in das Genre des Noir-Thriller. Was ist Noir? Wikipedia sagt dazu: "... pessimistische Weltsicht, düstere Bildgestaltung und entfremdete, verbitterte Charaktere...". Das stimmt soweit auch. Ich mag solche Bücher. Andere Autoren die mir da noch einfallen und hier auch besprochen worden sind, sind Charlie Huston André Pilz und Ryu Murakami. Ob und wie weit sich diese selbst dem Noir zuordnen, ist mir nicht bekannt.

Aber zurück zu Jim Nisbet. Leider in Deutschland noch viel zu unbekannt. Schreibt sehr gut, spannend und auch mitreißend. Charaktere, welche die eigenen Nachbarn sein könnten. Geschichten, die keine großen Helden, sondern Menschen aus dem täglichem Umfeld hervorbringen, entspringen seinen Gedanken.

In "Dunkler Gefährte" geht es um den indisch-stämmigen und leider arbeitslosen Akademiker und Chemiker Banerjhee (BJ) Rolf und seinen Nachbarn, Toby Price, ein Drogendealer, Kiffer und lottosüchtiger Tagedieb. Nachdem Price politische Botschaften über seinen Pay-TV-Pornokanal empfängt, wird dieser seltsamerweise immer kommunikativer und zieht BJ immer tiefer in seine Geschäfte mit hinein.

Der Pulp Master-Verlag hat auf jeden Fall noch ein paar interessante Titel im Programm, die es sich vielleicht auch lohnen würde zu lesen. Jim Nisbet wusste auf jeden Fall schon einmal zu gefallen.

8/10

Pulp Master; 2009; 12,80 €

Freitag, 14. Oktober 2011

J.L. Bourne - Tagebuch der Apokalypse 2


Wie der Titel schon verrät, zweiter Teil der großartigen Zombie-Reihe um den namentlich unbekannten Soldaten. Merkwürdigerweise, wie auch beim 1. Teil, hat es auch hier eine gewisse Zeit gedauert, bis ich mich dazu aufraffen konnte, anfangen zu lesen. Wieder ein großer Fehler. Einmal angefangen, sind die annähernd 500 Seiten wie im Rausch verflogen.

Die Geschichte setzt genau da an, wo der erste Band aufgehört hat. Viel verraten möchte man nicht, zuviel würde man dem Leser vorneweg nehmen, wenn man hier auf den Inhalt eingehen würde. Was man verraten kann, die Zombie-Horden in Texas werden immer größer und bedrohlicher, der Überlebenskampf immer verzweifelter. Gerade die Ich-Erzählung des Tagebuchschreibers wirkt sich hier besonders intensiv und spannend aus.

Bis März 2012 muss man leider noch warten, bis man den finalen Band auf Deutsch lesen darf. Ich bin gespannt und hoffe, dass ich dann früher dazu komme. Zombie- und Endzeit-Fanatiker sollten, wenn sie den Namen J.L. Bourne lesen, unbedingt zugreifen, selbstverständlich erst mit dem 1. Teil!

9/10

Heyne; 2011; 8,99 €

Dienstag, 11. Oktober 2011

Tana French - Grabesgrün


Ein kleines Mädchen, aufgebahrt und geopfert auf dem antiken Opferaltar einer Ausgrabungsstätte. Die beiden jungen Dubliner Ermittler Cassie Maddox und Rob Ryan machen sich an die Aufklärung des Falls. Was Cassie nicht weiß, Rob hatte vor vielen Jahren selbst ein furchtbares Erlebnis im Wald, nahe dieser Ausgrabungsstätte. Erinnerungen verschmelzen mit der Gegenwart.

Ich habe keine Ahnung warum Tana French erst mit dem 2. Teil der Krimi-Reihe "Totengleich" bekannt wurde, bzw. weitaus bessere Absatzzahlen mit dem 2. Teil erzielte. Liegt aber wahrscheinlich daran, dass "Grabesgrün" kein wirklich gutes Buch ist. Auch der hier ziemlich hochgelobten Sprache kann ich wenig besonderes abgewinnen. Andere Autoren des Genres liegen definitiv nicht unter dem "Niveau" Tana Frenchs.

Spannung lies sich leider auch ein bisschen vermissen, da es eigentlich hauptsächlich um das (Vor-)Leben der Hauptprotagonisten geht und der Kriminalfall, die eigentliche Handlung, eher in den Hintergrund rückt. Schade eigentlich, die Geschichte hatte auf jeden Fall Potential.

3/10

Fischer;  2009; 8,95 €

Samstag, 8. Oktober 2011

Lena Gorelik - Lieber Mischa


Lena Gorelik verfasst mit "Lieber Mischa" ein Buch an ihren Sohn, in dem sie ihn über das Judentum, ihre Auslebung der Religon, der Verhaltensweisen, den Vorurteilen und der angeborenen Merkmale und mütterlichen Fürsorge aufklären will.

Im Großen und Ganzen war das Buch gut, aber irgendwie hat sich dann doch einiges wiederholt. Auch die an den Rand geschriebenen Zusatzinformationen und Kommentare wussten anfangs noch zu gefallen, wurden aber in Laufe des Buches immer nerviger. Vor allem, wenn man wegen jedem Kommentar in seinem Lesefluss unterbrochen wird, zumal diese auf annähernd jeder Seite auffindbar sind.

Ansonsten wusste Lena Gorelik durch Witzigkeit, einer guten Portion Selbstironie und einen nicht immer ernsten Blick auf das Judentum zu überzeugen. Ihre Verbesserungsvorschläge bezüglich der Religionsausübung sollten sich zumindest gläubige Menschen durch den Kopf gehen lassen.

Wer sich für Vorurteile gegenüber und generell für Juden interessiert und durchaus Kritik an der bisherigen Ausübung seines Glaubens empfindet, sollte dieses mit gewitzter aber auch professioneller Leichtigkeit geschriebene Buch lesen.

7/10

Graf; 2011; 18,- €

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Perry Rhodan - Sternenozean Teil 2: Das Geheimnis der Mascantin


Wie zu erwarten hat die Reihe ordentlich Schub bekommen. Wurde man in der ersten Folge eher noch gemütlich ins Thema und die Geschichte hineingeleitet, beginnt zumindest mit dem Geheimnis der Mascantin mehr Action in das Hörspiel einzufließen.

Kantirans geliebte ist tot. Ermordet. Die Spur führt ihn zu einem Zoohändler, der sich bald zu Kantirans einzigem Vertrautem heraus kristallisiert. Er begibt sich auf die Suche nach dem Mörder und gelangt bald in den höchsten Kreisen Arkons an. Schlüsselfigur scheint Ascari da Vivo zu sein, die Kantiran schon seit Kindheitstagen kennt.

Macht wahrlich Lust auf mehr! Der Erzählstrang ist gut und lässt einen die Story hautnah miterleben!


8/10

Bastei Lübbe; 2006; 7,99 €; Spielzeit: 73 Min.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Charlie Huston - Ausgesaugt


Endlich, was hab ich auf dieses Buch gewartet. Der fünfte und somit auch letzte Teil der Reihe um Joe Pitt, den gewalttätigen, kettenrauchenden aber dennoch sympathischen Killer.

Es wird aufgeräumt. Fast alle wichtigen Charaktere aus den vorangegangenen Teilen treten wieder auf, der Virus wird nahezu erklärt und die Welt scheint schlussendlich im Chaos zu versinken. Eins kann man versprechen: Blutig, aber auch dramatisch, wird es auf jeden Fall.

Es wird gefoltert, geprügelt und gemordet. Fans der bisherigen Bücher werden nicht entäuscht. Das alles kombiniert mit Hustons schwarzem und trockenem Humor lässt einen einfach nicht mehr aufhören zu lesen. Das schlimme daran, einmal angefangen, ist der Spaß nach ein paar Stunden schon wieder vorbei.

Auch glaube ich, dass ich mich ein bisschen in Charlie Huston verliebt habe. Würde er vor mir stehen, ich würde ihn mit großen Augen anschauen und peinliche Liebesbekundungen vor mich hin stammeln. Dieser Mann hat mir seit seiner Entdeckung einige vergnügliche Stunden beschert.

Deswegen erhält "Ausgesaugt" als finaler Teil der Joe-Pitt-Reihe auch erstmals volle Punktzahl. Danke, besser kann ein Finale nicht sein!

10/10

Heyne; 2011; 8,99 €

Montag, 3. Oktober 2011

Ryu Murakami - In der Misosuppe


Nachdem mich "Piercing" mehr als nur begeistert hatte, musste auch ein früheres Werk Murakamis folgen.  Vorneweg, "In der Misosuppe" konnte mich leider längst nicht so fesseln wie "Piercing", ist aber dennoch ein guter, wenn auch ziemlich schockierender und ekliger Roman.

Kenji führt Touristen durch die Amüsiermeilen von Tokio. Eines Tages wird er von dem seltsamen Amerikaner Frank angeheuert, diesen durch die verschiedensten Sexclubs als Übersetzer und Verhandler zu begleiten. Der ansonsten ziemliche coole Kenji fällt in Franks Umgebung eher in eine nervöse Stimmung, die sich im Laufe der Gesichte immer mehr in  Unbehagen wandelt. Als immer mehr mysteriöse Morde geschehen, versucht Kenji sich dem allumfassenden Einfluss Franks zu entziehen.

Teilweise sehr schockierend, schon fast "splatterhaft" geschrieben, lässt einen das Buch mehrmals doch ziemlich schlucken. Speziell eine Szene, in der ein Killer seinem Opfer die Nase abfackelt, brennt sich einem doch ins Gedächtnis. Auch überrascht Murakami wieder, als er ca. 50 Seiten vor Ende des Buches, als man denkt, alles wär schon vorbei, tiefer in die Psyche der Hauptprotagonisten eindringt und deren Motive erläutert. Gut, aber leider nicht ganz so gut wie "Piercing".

7/10

Kiepenheuer & Witsch; 2006; 8,95 €

Freitag, 30. September 2011

Otfried Preußler - Krabat


Eines dieser Bücher, dass man in der Schule gelesen hat und es unbedingt nochmals lesen wollte. Mittlerweile endlich dazugekommen, hat "Krabat" nichts an der Faszination eingebüßt, die er schon damals, in der 6. (?) Klasse auf mich hatte.

Zum Inhalt muss man glaube ich, nicht viel sagen, wer Krabat nicht selbst in der Schule gelesen hat, sollte zumindest nach dem erfolgreichem Film, den ich übriges unheimlich schlecht finde, die Geschichte kennen. Kurz, das Buch handelt vom 14-jährigen Krabat, der auf einer Mühle anheuert und gemeinsam mit 11 Mühlknappen auf der Schwarzkollm in der Kunst der Schwarzen Magie unterrichtet wird.

Was soll man sonst noch zu diesem Buch, welches bereits 1973 erschienen ist, sagen? Literarisch anspruchsvoll, gut geschrieben, eine absolut spannende und fesselnde Geschichte, von einem Autor, der zu den bekanntesten und besten Autoren Deutschlands gehört. Die nahezu dramatische Liebesgeschichte zwischen Krabat und Kantorka und die Freund- bzw. Feindschaften zwischen den einzelnen Mühlknappen tragen erfolgreich ihren Teil zum Buch bei. Eins der Bücher, das man bedingungslos jedem Jugendlichen empfehlen kann.  Einzig ein schöneres Buchcover wäre wünschenswert. Weder die Schulbuchausgabe, die Filmausgabe noch oben abgebildete Ausgabe wissen großartig zu gefallen.

8/10

dtv; 2008; 8,95 €

Donnerstag, 29. September 2011

Robert Asprin - Dämonenhatz


Dieser Band beinhaltet die ersten drei Bücher des "Dämonen-Zyklus", Ein Dämon zuviel, Drachenfutter und Ein Dämon auf Abwegen. Insgesamt sind 16 Teile erschienen, wobei der erste bereits 1978 das Licht der Welt erblickte.

Hauptfigur ist der junge Zauberlehring Skeeve, den seine erste Lektion bereits in völlig andere Bahnen wirft. Sein Meistermagiker stirbt, kurz nachdem er einen grünhäutigen Dämon heraufbeschworen hat.  Glücklicherweise stellt sich der Dämon als Perverser, äh Perfekter vor, ein Magiker von einem anderen Planeten. Skeeve geht bei ihm in die Lehre und trifft neben Drachen, Einhörnern, Teufeln und Menschen auf allerlei seltsame Lebensformen. Chaos und allerlei "magische" Abenteuer sind dabei selbstverständlich vorprogrammiert.

Ich bin begeistert. Hatte mich am Anfang noch die doch etwas einfachere Sprache gestört, lässt einen die Witzigkeit und Skurrilität Asprins immer wieder auflachen und die Geschichten einfach nur genießen. Also: Unbedingt jetzt noch zugreifen, solange diese ersten drei Teile noch lieferbar sind. Die Nachfolger werden bei den einschlägigen Gebrauchtbuchhändlern doch ziemlich teuer gehandelt.

Wer was mit Terry Pratchett anfangen kann, sollte unbedingt Robert Asprin austesten. Sehr gute, spannende und unterhaltsame Bücher sind ihm, zumindest mit den ersten drei Büchern, schon gelungen.

9/10


Bastei Lübbe; 2004; 8,- €

Dienstag, 27. September 2011

Juli Zeh - Corpus Delicti


"Corpus Delicti" spielt in der realtiv nahen Zukunft im 21. Jahrhundert und entwirft den fiktiven Gedanken einer Gesundheitsdiktatur, der sich alle Bürger der Erde unterwerfen müssen. Wer krank ist, physisch oder psychisch, oder sich auch nur zu sehr mit den gegebenen Umständen beschäftigt, wird als bedenklich eingestuft und gilt als gefährliches Objekt.

Es wird die Geschichte, bzw. der Prozess Mia Holls erzählt, die nur eins falsch gemacht hat, zuviel Liebe für ihren Bruder zu empfinden. Dessen Selbstmord im Gefängnis, lässt die ansonsten doch begabte, junge und attraktive Mia am System zweifeln.

Ein Buch, dass mir zwar von der Geschichte her sehr gut gefallen hat, aber durch die, naja, man möchte fast kindlich und naiv wirkende Sprache, sagen, etwas den Lesegenuß getrübt hat.  Ich weiß nicht, ob die Dame immer so schreibt, aber wenn dem so sein sollte, besteht meiner Meinung nach Handlungsbedarf in der sprachlichen Ausdrucksweise der Autorin. Erfahrung sollte sie nach mittlerweile einigen Veröffentlichung doch genügend besitzen. Komisch auch, Frau Zeh wird des Öfteren für ihre "hochtrabende" Sprache gelobt, wo sich diese aber versteckt hat, versuche ich noch herauszufinden.

5/10

btb; 2010; 9,95 €

Montag, 26. September 2011

Sheridan Le Fanu - Carmilla, die Vampirin


Danke für die Wiederauflage dieses Klassikers, von dem auch einige der großen Vampir-Autoren (bspw. Bram Stoker) inspiriert wurden. Damals, als Vampire noch böse und blutrünstig waren und keine Liebesgötter und Sexfantasien junger Damen. Obwohl man hier ein bisschen einlenken muss. Die Geschichte hat auf jeden Fall leichte erotische Nuancen, welche zu der damaligen Zeit wohl höchst unanständig waren, heutzutage aber wohl keinen Anstoß mehr erregen werden. Trotzdem steht hier die "Schauer-Literatur" im Vordergrund und keine platte, sexuell aufgeladene Liebesgeschichte.

Die junge und hübsche Laura wohnt mit ihrem Vater und wenigen Bediensteten ein schönes, aber abgelegenes Schloss in der Steiermark. Als eines Nachts, durch einen merkwürdigen Zufall die junge Carmilla in das Leben der Schlossbewohner tritt, ahnt niemand, wer diese junge, hübsche, aber auch ein bisschen zurückgezogene Dame ist. Zwischen den zwei Frauen entwickelt sich schnell eine tiefe Freundschaft. Als Laura plötzlich von einer mysteriösen Schwäche und Mattheit heimgesucht wird, sucht ihr Vater verzweifelt nach Gründen und kommt dabei der dunklen Vergangenheit Carmillas auf die Spur.

Dafür, dass die Novelle bereits 1872 das Licht der Welt erblickt hat, ist sie erstaunlich gut und wahnsinnig spannend zu lesen. Sheridan Le Fanu versteht es, den Leser mit seiner Erzählweise zu fesseln und die gesamte Geschichte spannend zu gestalten. Kein Wunder, dass dieses Buch schon mehrmals verfilmt und glücklicherweise jetzt auch wieder neu aufgelegt wurde. Jedem, der noch ein bisschen was für die "alten" Vampire übrig hat, empfehle ich, dieses Buch zu lesen!

9/10

Diogenes; 2011; 9,90 €