Dienstag, 28. Februar 2012

Anna Kuschnarowa - Junkgirl


Zufällig bei einem Gewinnspiel mitgemacht und dieses Buch hier gewonnen. Der Inhalt klang gut, ein Jugendbuch wollte ich sowieso mal wieder lesen und "Junkgirl"  passte irgendwie in mein Interessensgebiet.

Alissa, eine eher schüchterne und zurückhaltende Schülerin trifft die gefährlich anmutende und ältere Tara in der Schule. Schnell wird klar, dass Alissa mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Tara hat. Um näher mit ihr zusammen zu kommen, beginnt Alissa heimlich ein Doppelleben. Sie findet sich wieder in einem Sumpf aus Alkohol und Drogen, aber endlich glücklich vereint, mit der Liebe ihres noch jungen Lebens. Doch eines Tages entwickelt sich die "heile" Welt der beiden in eine gänzlich andere Richtung und Alissa muss ihr Leben nochmal in die Hand nehmen und umkrempeln.

Stellenweise viel zu platt, was ich vorerst einfach auf das Prädikat "Jugendbuch" schiebe. Auch der Drogenkonsum der Hauptfiguren wirkte oft überzogen, wenn auch mir der beinahe tölpelhafte und zufällige Einstieg in die "Drogenszene" gefallen hat. Zur Aufklärung als Schulbuch geeignet, da neben der Drogensucht auch noch Homosexualität ein großes Thema ist. Für den privaten Lesegenuss stelle ich mir dann aber doch etwas anderes vor. Empfohlen ab 14 Jahren.

6/10

Beltz; 2011; 12,95 €

Samstag, 25. Februar 2012

Jörg Isringhaus - Unter Mördern


Zufällig in die Hand gefallen und sofort fasziniert vom Thema gewesen. "Unter Mördern" ist auch noch das erste Buch von Jörg Isringhaus und vorneweg, hoffentlich nicht sein letztes.

"Unter Mördern" erzählt die Geschichte von dem Schweden Birger Dahlerus, einer realen Person, die genau wie im Buch, als Diplomant tätig war und um den 2. Weltkrieg zu verhindern, zwischen England und Deutschland verhandelte. Dahlerus steht in enger Verbindung zu Hermann Göring, der fast schon freundschaftliche Empfindungen gegenüber dem Diplomanten hegt. Die zweite große Hauptfigur ist der fiktive Richard Krauss, ein ehemaliger deutscher Agent, der mittlerweile nach England geflohen ist. Von den Engländern erhält dieser den Auftrag, Hitler zu beseitigen, besinnt sich in Deutschland aber an seinem alten Plan, seine ehemalige Agententruppe, die "Söhne Odins" in seinen Rachefeldzug zu integrieren.

Mit diesem Roman ist Jörg Isringhaus ein wahrhaft grandioser Einstieg ins Autorengeschäft gelungen. Er ist absolut spannend, er hat ein faszinierendes Thema und entspringt auch noch teilweise der Realität. Auch wenn vieles ausgeschmückt und evtl. übertrieben dargestellt sein mag, durchaus realistisch, dass so eine Geschichte stattgefunden haben könnte. Einziger Kritikpunkt, Göring kommt meiner Meinung nach, ein bisschen zu menschlich rüber und wird nicht ganz so als der faschistische Abschaum dargestellt, der er war. Wer mal einen Thriller über  den 2. Weltkrieg lesen will und nicht immer nur Sachbücher, dem ist mit "Unter Mördern" eine gute Alternative und Abwechslung gegeben. Sehr zu empfehlen.

9/10

Aufbau; 2011; 9,99 €

Mittwoch, 22. Februar 2012

Chuck Palahniuk - Bonsai


Chuck Palahniuk, einerseits ein wahnsinnig begabter Autor, andererseits oftmals hergenommen für Verfilmungen. Das bekannteste seiner Bücher dürfte wohl "Fight Club" sein, in dessem gleichnamigen Film Brad Pitt die Hauptrolle spielt.

"Bonsai" ist sein aktuellester Roman, in dem der junge Austauschschüler Agent 67, oder auch liebevoll Bonsai von seiner Austauschfamilie genannt, Amerika infiltrieren und das verderbte westliche System vernichten soll. Selbstverständlich hasst er seine Gastfamilie von Anfang an heiß und innig. Doch bald muss er merken, dass er seinen Plan so leicht nicht durchführen kann, denn der Schweinehundbruder seiner Gastfamilie hat auch eine Schwester, die Agent 67s Pläne ein bisschen durcheinander bringt.

Was im Klappentext herrlich skurril und sich echt interessant liest, entwickelt sich im Buch ziemlich bescheiden. Die ganze Geschichte ist in völlig schlechtem/gebrochenen "Chinesisch-Deutsch" geschrieben, immer in Depeschen-Berichten aus der Sicht von Agent 67. Leider auch ziemlich pervers und abartig was Palahniuk da schildert. Wenn man sich einmal an den miserablen Schreibstil gewöhnt hat, entwickelt sich die Geschichte auch nur völlig unrealistisch und hirnrissig weiter. Absolute Anti-Leseempfehlung. Nur für wirklich Die-Hard-Fans oder Masochisten geeignet. Ich werde wohl für längere Zeit kein weiteres Buch von Chuck Palahniuk anpacken, das hier war wirklich großer Mist.

1/10

Goldmann; 2012; 8,99 €

Dienstag, 21. Februar 2012

Roman Sencin - Minus


Ich mag Russland. Ich mag Bücher über Russland. Roman Sencin macht genau das, er schreibt ein Buch über Russland, die dortigen Menschen und selbstverständlich über den Vodka.

"Minus" spielt im sibirischen Minusinsk. Eine Stadt mitten in der Provinz. Roman, 25, Kulissenschieber, lebt in einer heruntergekommenen Mietskaserne und träumt, zusammen mit seinen Saufkumpanen und Bekannten, von einem besserem Leben. Minus heißt auch der dort erhältliche, billige Vodka und ist gleichzeitig ein Symbol für die Hoffnungslosigkeit und die völlige Stagnation. Das Buch erzählt von den Menschen aus dieser rauen und schäbigen Region, ironisch, authentisch, schonungslos, aber auch verständnisvoll.

Mir hats gefallen. Sencin beschwört ein ziemlich düsteres Bild der Menschen und Situation vor Ort, geprägt von der allgemeinen politischen Stimmung und Tristesse in Russland. Einziger Wermutstropfen, "Minus" ist leider nicht mehr neu erhältlich. Auf den üblichen Gebrauchtbuchseiten finden sich aber genügend erschwingliche Angebote.

7/10

DuMont; 2003; vergriffen

Freitag, 17. Februar 2012

Don Winslow - Zeit des Zorns


Don Winslow hat immer die besten Themen. Drogen, Sonne, Strand, Meer, Mafia, Gangs und Gewalt.

In "Zeit des Zorns" geht es um Ben und Chon. Die beiden recht gegensätzlichen Charaktere verticken das beste Gras in ganz Kalifornien. Kein Wunder, dass die mexikanische Drogenmafia schnell auf Ben und Chon aufmerksam wird und sie vom Markt zu verdrängen bzw. aufzukaufen versucht. Doch die Beiden lehnen ab. Anfangs läufts ganz gut, bis Ben und Chons beste Freundin und Sexualpartnerin "O" von den Mexikanern entführt wird. Beide kennen keine Skrupel, genauso wie die Mexikaner, und schnell entbrennt ein Drogenkrieg, der alle bisherigen in seinen Schatten stellt.

Wenn einer gut schreiben kann, dann Don Winslow. Das Buch zieht an einem vorbei und reißt den Leser in einen Strudel, der einen nur schwer wieder los lässt. Wenn ich Filme von Büchern sehen möchte, dann diese. Wer natürlich, so wie ich, das gedruckte Wort eher vorzieht, der sollte hier dringend zugreifen. Absolut lesenswertes Zeug, was uns der gute Mann hier beschert. Auch schön, Don Winslow nimmt kein Blatt vor den Mund. Hier wird geflucht, hier werden abnormale Sexpraktiken beschrieben und hier wird grausam und blutig gemordet. Vielleicht nur für etwas hartgesottenere Gemüter geeignet.

9/10

Suhrkamp; 2011; 14,95 €

Dienstag, 14. Februar 2012

Ulrike Schweikert - Lycana


2. Teil der "Die Erben der Nacht"-Reihe um die letzten Vampir-Clans in Europa.

Diesmal sind die jungen Vampire bei dem Clan der Lycana zu Gast, welche sich in Irland befinden. Nichtsahnend geraten die Erben aber in eine jahrhundertealte und blutige Fehde, einem Krieg zwischen Vampiren und Werwölfen.

Wusste der 1. Teil bereits gut zu gefallen, ist hier noch eine leichte Steigerung erkennbar. Überraschende Wendungen, die spannende und düstere Geschichte und eine kleine Liebesgeschichte ziehen den Leser doch in seinen Bann. Ulrike Schweikert versteht ihr Handwerk.

Zwar ein bisschen teurer als "Nosferas", dafür aber in einer größeren und meiner Meinung nach, auch schöneren Aufmachung. Falls jemand Wert auf eine einheitliche Gestaltung im Regal legt und sich diese bisher wirklich gute Reihe besorgen will, sollte vielleicht beim ersten Band auch schon zur cbt-Ausgabe greifen.

8/10

cbt; 2008; 12,- €

Dienstag, 7. Februar 2012

E-Books / E-Book-Reader

Da ich mich beruflich, sowie privat, ziemlich mit dem Thema "E-Books" auseinander setze, wollte ich auch hier mal meine Gedanken und meine Meinung kundtun.

E-Books, viele Menschen halten sich für Kenner, einige wenige kennen sich wirklich aus. Auf der einen Seite gibts die Amazon-Schäfchen, die zwar gegen personalisierte Werbung bei Google wettern, aber auf der anderen Seite gegen die von Amazon nichts einzuwenden haben und sich mit ihrem Kindle völlig von Amazon abhängig machen. Auf der anderen Seite stehen die kritischeren Beobachter, die sich für Geräte entscheiden die ihren Anforderungen eher entsprechen, oftmals weit weg vom eigentlichen Reader und eher zum Tablet greifen. Klar, der Preis des Geräts spielt auch oft eine große Rolle.

Vorteile haben E-Books einige. Man kann unendlich viele Bücher auf einem einzigen, winzigen Gerät mit sich herumtragen und man kann jederzeit online neuen Lesestoff anfordern, vorausgesetzt, man hat ein internetfähiges Gerät. Auch für Vielleser eignet sich so ein Reader durchaus. Meistens sind die E-Books ein wenig "günstiger" als das gedruckte Buch und es fallen für einen selbst keine Bücherstapel mehr an. Tausende von Bücher auf einem Gerät, dass beinahe noch in die Hosentasche passt. Auch muss man sich nicht mehr mit schweren Büchern "abschleppen", dicke Wälzer passen genauso gut auf den kleinen und leichten Reader. Mittlerweile bekommt man auch über die meisten Buchhandlungen und E-Book-Händler ein vernünftiges Angebot präsentiert.

Doch alle schönen Vorteile überwiegen bei mir irgendwie nicht. Das Buch wird für mich zum Wegwerfprodukt. Die gebundenen Bücher stellt man sich ins Regal, man hat etwas davon, kann Sie weiter verschenken und sich an schön gestalteten Covern erfreuen. Wie oft wurde wohl meine Kaufentscheidung von einem ansprechenden Buchcover beeinflusst?! Beim E-Book hingegen, wird rigoros nach dem Lesen vom Reader gelöscht. Was will man Daten auch ansammeln, wofür den Reader unnötig mit Dateien füttern und vollstopfen, wenn bei den meisten E-Book-Readern sowieso die Menüführung zu wünschen übrig lässt und man sich bis zu seinem gewünschten Buch ewig durchklicken muss. Das Buch wird nicht mehr als solches wahrgenommen, es ist nur noch eine weitere Datei, die irgendwie nicht richtig wichtig ist.

Ich werde weiterhin meine Strategie verfolgen. Teils gedruckte Bücher, teils E-Books. Irgendwie ist es doch schöner etwas zu besitzen, etwas fürs eigene Auge (und seine Gäste) zu haben und doch nicht zum Messie zu verkommen.

Samstag, 4. Februar 2012

Bri Hurley - Making a scene: New York Hardcore

In Photos, Lyrics & Commentary; Revisited; 1985 - 1988


Ja, auch ich lese gerne mal Bücher die über meine Musik schreiben, diese abbilden und sozusagen von den Zeitzeugen und der Geschichte berichten.

Making a scene NYHC erfüllt das alles. Bilder aus der Zeit, nicht nur von Konzerten und sonstige Live-Pics, sondern auch von den Menschen, die in der Zeit aktiv und auf den Konzerten waren. Schön anzuschauen und auch interessant. Da waren noch Metaller, Skater, Punks, Skins, Crusties und Hardcore-Leute auf einem Haufen und nicht jede "Gruppierung" hing irgendwo anders ab. Fehlt mir heute ein bisschen, denn oft, wenn der Dresscode in der ach so toleranten und offenen "Szene" nicht der selbe ist, wird man von vornherein schon ausgeschlossen oder abschätzig beobachtet. Aber genug am Thema vorbei, die damalige Zeit war grandios. Wie gerne wäre ich genau zu dem Zeitpunkt in NY gewesen, bzw. überhaupt schon in der Lage gewesen Musik aufzunehmen und bewusst zu konsumieren. Auch meine noch heute geschätzten Bands auf alten Bildern zu sehen, immer wieder Zeitzeugenberichte, Songtexte und aktuelle Erinnerungen der "Szenegrößen" zu lesen, macht Spaß. Jeder der mich etwas näher kennt, sollte wissen dass ich auf NYHC ziemlich abfahre.

Wer sich gerne ein bisschen vorher über das Buch informieren möchte, kann dies auf deren Homepage machen. Bilder sind alle in schwarz/weiß und zuviel Text ist auch nicht dabei. Selbstverständlich ist der Text komplett auf Englisch.

Ich kanns wärmstens empfehlen. Natürlich nur für Leute die sich für HC/Punk und New York interessieren.

9/10


Butter Goose Press; 2011; ca. 14 €

Freitag, 3. Februar 2012

Anette von Droste-Hülshoff - Die Judenbuche


Als ich neulich in Meersburg war und mir die wirklich schöne Stadt angeschaut habe, konnte man natürlich auch nicht am Museum vorbeilaufen und den ehemaligen Wohnsitz von Anette von Droste-Hülshoff übersehen. Damit ich eine weitere Lücke meiner literarischen Klassiker schließen konnte, musste "Die Judenbuche" daran glauben.

Der Jude Aaron wird unter einer Buche im Wald ermordet. Verdächtigt wird Friedrich Mergel, ein Junge aus dem nahegelegenen Dorf. Der arme und trotzdem hochverschuldete Friedrich flieht vor der Anklage mit seinem ihm ergebenen Gefährten Johannes außer Lande. Jahre später kehrt ein müder Wanderer ins Dorf zurück und berichtet, was damals geschehen ist.

Ich muss sagen, überzeugen konnte mich dieses Buch leider nicht. Selbst wenn es auch nur eine kurze Erzählung ist, es sind zu viele Zeitsprünge ohne Kennzeichnung verarbeitet worden. Man weiß manchmal gar nicht, in welcher Entwicklungsphase der Hauptfiguren man ist.  Auch die Sprache war an manchen Stellen ein bisschen holprig. Klar, "Die Judenbuche" gibt es bereits seit 1842, aber auch andere Bücher aus dieser Zeit, lassen sich weitaus besser lesen.

4/10

Anaconda; 2006; 2,95 €