Montag, 17. September 2012

Sergej Minajew - Seelenkalt


Wieder so ein Buch, dass mich schon länger verfolgt. Jetzt doch endlich mal überwunden und es gelesen.

"Seelenkalt" spielt im modernen Moskau. Geschrieben ist es aus der Sicht eines frustierten Topmanagers. Gelangweilt von seinem Job sucht er Zuflucht in Drogen, Alkohol und unbedeutsamen Sex. Auch das allabendliche Schaulaufen, das Abklappern der angesagten Clubs und die Überwindung der eigenen Depression spielt eine große Rolle. Sergej Minajew hält dem heutigen Moskau einen unbarmherzigen, zynischen und hoffnungslosen Spiegel vor die eigene Nase.

Es war interessant zu lesen. Der Kampf des Topmanagers gegen die eigene Unlust, gegen die eigene Depression, der verzweifelte Versuch aus dem Teufelskreis aus Drogen, inhaltslosen Gesprächen und Alkohol zu entfliehen. Auch interessant, die Darstellung der Arbeitswelt. Die Großen, die Reichen liegen auf der faulen Haut, arbeiten nichts und schmeißen mit Geld nur so um sich. Die Kleinen versuchen nur zu überleben. Inwieweit man wirklich von so einem Bild der russischen Gesellschaft ausgehen kann, weiß ich nicht. Doch Teile der geschilderten Geschichte lassen einen zumindest vermuten, dass es da draußen solche Menschen gibt.

7/10

Heyne; 2010; 12,- €

Freitag, 7. September 2012

Martin Walker - Delikatessen


Nach "Bruno, Chef de police", "Grand Cru" und "Schwarze Diamanten" der 4. Fall des sympatischen Dorfpolizisten aus dem erfundenem, franzöischem Dorf St. Denis.

Diesmal sind archäologische Funde im Mittelpunkt des Interesses. Nicht nur ein Leiche aus dem falschen Jahrhundert, sondern auch die Studenten, die bei den Ausgrabungen assistieren, verursachen Ärger in dem kleinem franzöischem Ort. Zeitgleich soll auch noch eine Sicherheits-Konferenz spanischer und franzöischer Abgeordneter stattfinden, die von einer baskischen Terrorzelle bedroht werden. Alles in allem viel zu tun für Bruno, den Chef de police.

Findet man einmal Gefallen an Bruno, liest man immer wieder gerne von ihm. Zwar ist seine eigenwillige Rechtsauslegung durchaus kritisch zu betrachten und auch seine nahezu ins Unendliche gehenden Fähigkeiten denkbar kritikwürdig, aber trotzdem macht es Spaß das Buch zu lesen. Auch zeigt Martin Walker gegenüber den Tierschützern durchaus Verständnis, was mir als einem derselbigen zu gefallen weiß. Die einzelnen Handlungsstränge sind optimal verknüpft, der Krimi bleibt spannend und auch die landschaftlichen und kulinarischen Genüssen kommen nicht zu kurz. Ok, bei den kulinarschen Geschichten könnte man durchaus mehr Wert auf die Vegetarierer unter uns richten, aber da spielt wohl das eigene Interesse hinein.

8/10

Diogenes; 2012; 22,90 €