Donnerstag, 31. Mai 2012

Joe R. Lansdale - Die Wälder am Fluss


Wie angesagt, ein weiteres Buch von Joe R. Lansdale, der mich mit "Schlechtes Chili" schon absolut in seinen Bann gezogen hat. Diesmal bewegt sich das Ganze aber in zurückliegenden Zeiten.

Texas, Anfang der der Dreißigerjahre: Harry, ein elfjähriger Junge entdeckt mit seiner jüngeren Schwester Tom unten am Fluss eine brutal verstümmelte und auch nackte Leiche einer Schwarzen. Zusammen mit seiner Schwester macht er sich auf die Suche nach dem Mörder. Doch auch ihr Vater, der Constable und Friseur des Dorfes, kann keinen Schuldigen finden. Steckt ein gestörter Penner dahinter, steckt der Ku-Klux-Klan dahinter oder gar die von Kindern gefürchtete Sagengestalt des "Ziegenmanns"?

Ein Buch, beherrscht vom Rassismus des Südens, eingehüllt in Gewalt und Aberglaube, verknüpft mit der Romantik eines "Tom Sawyer". Wenn man denkt, man kennt einen Autoren, man kann seinen Schreibstil und die Art seiner Erzählweise einzuschätzen, so kann Joe R. Lansdale einen ziemlich überraschen. Hat mir schon "Schlechtes Chili" wahnsinnig gut gefallen, stellt "Die Wälder am Fluss" dieses nochmals in den Schatten. Ein Buch, dass mit einer Geschichte ausgestattet ist, die mehr als grausam erzählt wird und diesmal auch kein standardmäßiges, amerikanisches Happy-End hat. Sprachlich diesmal eher anspruchsvoller, aber dennoch eine Geschichte, die einfach mitreißt und mitfiebern lässt. Auch die Auflösung kam für mich mehr als überraschend. Wer jetzt noch ein bisschen die Western-Romantik Texas' und den historischen Stand des 20. Jahrhunderts mag, der sollte hier unbedingt zugreifen. Absolut großartig! Ich habe einen weiteren Lieblingsautoren gefunden.

10/10

Dumont; 2011; 9,99 €

Montag, 28. Mai 2012

Caine - Teil 7: Dunkler Prophet


Killkenny und Dhala'rin konnten aus der Hölle von Aramathos entkommen, finden sich aber wenig später schon in der kalten Welt von Kyn'kor wieder. Dort gerät der Kampf gegen die Aganoi immer mehr in den Vordergrund. Zeitgleich erwacht Linda, die FBI-Agentin, in einem fremdem Krankenhauszimmer. Sie hat die Zerstörung von Outpost 31 überlebt, hat aber leider ihr Gedächtnis über diesen Vorfall verloren. Dies will sich der FBI Agent und Aganoi Kollaborateur Joel Grady zu Nutzen machen, um wertvolle strategische Informationen von Linda zu entlocken.

Es geht weiter bergab. Ich glaube ich habe mich sattgehört. Einen weiteren Teil der Caine-Reihe wird es definitiv nicht mehr geben. Was vielversprechend anfing, wurde dann gegen Mitte/Ende der Geschichte immer langweiliger. Vielleicht gefielen mir der Anfang, als der Killer noch ein Killer war und kein vom Dämon besessener Superheld einfach besser.

Kleiner Pluspunkt,  das Cover ist, zumindest nach dem 5. Teil, wieder ansprechender geworden.

4/10

Lausch; 2008; 9,95 €; Spielzeit: 52 Min.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Julia Leigh - Unruhe


Mich hatte neulich mal die Lust gepackt, ein bisschen die Backlist vom Liebeskind-Verlag durchzuforsten. Bisher waren immer nur absolut großartige Bücher dabei, ich erinnere an "Piercing", an "Winters Knochen", an "Deadwood" und natürlich an "Das finstere Tal".

Als erstes fiel mir Julia Leighs "Unruhe" in die Hände, höchstwahrscheinlich aber wegen dem schönen Cover. Wohl eines der schönsten Buchcover, die ich bisher erblicken durfte. In diesem kleinem Roman geht es um eine Frau, die ein neues Leben beginnen möchte. Dafür macht Sie sich mit ihren Kinden auf zu dem herrschaftlichem Anwesen ihrer Mutter. Zur gleichen Zeit befindet sich auch ihr Bruder dort, der versucht, seine Ehe zu retten und über den Tod seines neu geborenen Babys hinwegzukommen.

"Unruhe" ist eine Familiengeschichte, wie man sie nur selten genießt. Tiefgründig, doch sparsam in seinen Ausführungen, eiskalt aber immer wieder sehr poetisch. Zwar hat es ein wenig gedauert, bis mich die Geschichte in seinen Bann gezogen hat, doch schlussendlich konnte auch dieses Buch mich wieder von einer ausgezeichneten Verlagsarbeit überzeugen. Zwar nicht unbedingt etwas für Fans der oben genannten Bücher, aber dennoch durchaus interessant zu lesen.

7/10

Liebeskind; 2009; 14,90 €

Sonntag, 20. Mai 2012

Mark Allen Smith - Der Spezialist


Wieder ein Erstlingsroman von einem Autor, über den man bisher nichts gehört hat. Dank der guten Werbung von Bastei Lübbe aber durchaus die Öffentlichkeit interessiert aufblicken lässt.

Geiger, ein Spezialist in Wahrheitsfindung. Ein gebildeter Mensch, er spielt Geige, hält sich sportlich fit und foltert Menschen, um die Wahrheit aus Ihnen herauszuholen. Ein Mann, der sich an seinen Kodex hält, eigentlich nie davon abweicht. Eines Tages muss er für seinen Auftraggeber gegen seinen Kodex verstoßen. Die Folgen sind schrecklich, nicht für Ihn, sondern für seinen Auftraggeber.

Kurzweiliger, wirklich spannender Thriller, der stellenweise doch ziemlich grausam wird, sich aber immer wieder gekonnt mit ruhigeren, fast entspannenden, Passagen abwechselt. Auch die Charakter wissen zu gefallen und sind gut herausgearbeitet. Schön hier auch, die Buchgestaltung. Das Cover lässt sich aufklappen, dahinter verbirgt sich eine Art "Röntgenaufnahme". Einziges Manko an diesen Premium-Ausgaben sind nur die "hohen" Kosten für ein Taschenbuch. Entweder das Buch gleich binden lassen, oder sofort als normales Taschenbuch auf den Markt bringen. Diese größeren "Taschenbücher" machen einfach nichts her.

8/10

Bastei Lübbe; 2012; 14,99 €

Freitag, 18. Mai 2012

Niccolò Ammaniti - Du und Ich


Ein Autor, der mir mal wieder gänzlich unbekannt war, aber durchaus in den Vorschauen und vom Klappentext her überzeugen konnte.

Lorenzo ist die Hauptfigur in seiner Novelle "Du und Ich", der ein absoluter Einzelgänger ist. Seine Eltern lügt er an, damit er nicht mit seinen Schul"freunden" in die Skiferien muss. Die Woche verbringt er im Keller, den er mit einem Fernseher, Büchern und Computerspielen aufgerüstet hat. Alles läuft nach Plan, bis seine Halbschwester Olivia auftaucht und einen Platz zum Schlafen und Geld für Drogen sucht.

Leider konnte mich das Buch schlussendlich doch nicht wirklich überzeugen. Die Drogen-Geschichte mit Olivia wird fast nur am Rande abgehandelt, wovon ich mir mehr erhofft hätte. Dafür steht Lorenzo mit seinen Problemen, dem Erwachsenwerden und der Ausgrenzung seiner Mitmenschen im Mittelpunkt. Deswegen leider nicht wirklich befriedigend. Wer einen Roman über das Erwachsenwerden eines jungen, italienschen Eigenbrödlers lesen möchte, dem ist mit "Du und Ich" ein gutes Beispiel dafür gegeben. Wer allerdings, so wie ich, eher über Drogenprobleme und damit verbunden ein bisschen mehr Action sucht, der sollte lieber die Finger von dem Buch lassen.

5/10

Piper; 2012; 14,99 €

Dienstag, 15. Mai 2012

Michael Peinkofer - Das Buch von Ascalon


Michael Peinkofer, ansonsten eher in Fantasy-Welten unterwegs, legt mit "Das Buch von Ascalon" einen beeindruckenden historischen Roman vor. 

Der Kreuzzug ins Heilige Land beginnt. Köln im Jahre 1096. Unzählige Kreuzfahrer durchqueren die Stadt und immer wieder wird die jüdische Bevölkerung angegriffen. Als die Angriffe Überhand nehmen, wird der Kaufmann Isaac beauftragt, den wervollsten Besitz der jüdischen Gemeinde ins Gelobte Land zu bringen: Das Buch von Ascalon. Mit seiner Tochter Chaya macht er sich auf die gefährliche Reise. Zufällig begegenen Sie dem jungen Dieb Conn, der zwangsweise auf den Kreuzzug mit muss. Doch Conn gerät in eine Verschwörung, die auf den englischen Throninhaber abzielt.

Wirklich gut. Kannte ich Michael Peinkofer bisher nur aus der Fantasy, so kann er auch hiermit völlig überzeugen. Eine Geschichte die durchaus glaubwürdig, nicht zu actionbelastet aber trotzdem nicht langweilig oder gar langatmig wird. Auch die durchaus kritische Haltung gegenüber den einzelnen Religionen gefällt mir.  Schön auch, der gute Mann kommt aus Kempten. Da könnte man sich ja fast mal über den Weg laufen. Ein Vergleich mit Bernard Cornwell liegt mir auf der Zunge, doch so ganz vergleichen kann man die beiden Autoren trotzdem nicht. Wer aber auf historische Schlachten-Epen steht, der sollte hier zugreifen.

9/10

Bastei Lübbe; 2011; 19,99 €

Freitag, 11. Mai 2012

Moses Arndt - New York City Hardcore


Moses Arndt, der Mann, der auch für das nicht wirklich gute "Chaostage"-Buch und damit auch zu Teilen am katastrophal schlechtem "Chaostage"-Film verantwortlich ist.

"New York City Hardcore" ist sein aktuellster Roman, der, wie der geneigte Leser schon verstanden hat, einen großen Anteil an NYHC-Begriffen in sich birgt. Tiefer in die Szene, als mit Aufzählungen von Bands, Platten und Locations, dringt dieses Buch allerdings nicht vor. Vielmehr beschreibt Arndt, ein Science Fiction - Szenario, bei dem Nazis Deutschland übernommen haben und nun von den Big Four (USA, Russland, China und Indien) bekämpft und zusammengebombt werden.

Ein Buch, dass oft ziemlich sarkastisch, gewaltvoll, erotisch und schwarzhumorig ist, aber auf der anderen Seite auch eine durchaus mögliche Unterwanderung der Hardcore-Szene durch Nazis aufzeigt. Wenn man einmal über den Tellerrand blickt und die ganzen Grauzonen- und "unpolitischen" Bands sieht, die mittlerweile ohne Probleme auf größeren Konzerten spielen, ist es bis zur allgemeinen Unpolitisierung der Szene nicht mehr weit. Aber genug am Thema vorbei. Die Geschichte ist gut, auch gut geschrieben, aber sie ist auch ein bisschen durcheinander. Zuviele Zeitsprünge die so nicht verzeichnet sind und sich erst am Ende wirklich erschließen. Wem Endzeitszenarien in Verbindung mit NYHC zusagen, der sollte mal einen Blick riskieren.

7/10

Ventil; 2012; 14,90 €

Mittwoch, 9. Mai 2012

T.C. Boyle - Wenn das Schlachten vorbei ist


Der neueste Roman vom Großmeister der Schachtelsätze und langen Satzgebilde mit einem äußerst vielversprechendem Thema.

Zwei verschiedene Gruppen Umweltaktivsten kämpfen gegeneinander. Es geht um die Inseln vor der Südküste von Kalifornien, wo die Umweltbalance empfindlich durch den Menschen gestört wurde. Die einen wollen das Gleichgewicht des Ökosystems wiederherstellen und die ursprünglichen Tierarten ansiedeln, die anderen möchten, dass keine vorhandene Tierart ausgerottet wird. Ein heißer Kampf, der nicht nur über die Öffentlichkeit geht, entbrennt zwischen den Umweltschützern.

Nachdem mich "Das wilde Kind" überhaupt nicht überzeugen konnte, ist das Thema dieses Romans und auch die Umsetzung diesmal weitaus besser. Man kann sich nicht richtig entscheiden, wer der Böse ist, zu welcher Gruppe man halten möchte und welche Gruppe im Endeffekt Recht hat. Es wird mit den Gefühlen des Lesers gespielt, der hin- und hergerissen ist. Auch die Themen Umweltschutz, Veganismus und die oftmals abgeschiedene Romantik der von Menschen verlassenen Inseln weiß zu gefallen.

8/10

Hanser; 2012; 22,90 €

Donnerstag, 3. Mai 2012

Joachim Gauck - Freiheit


Ein Buch von Deutschlands neuem Bundespräsidenten.

Joachim Gauck veröffentlicht mit "Freiheit" eine Rede, in der er sich leidenschaftlich zu einem seiner großen Lebensthemen, der Freiheit, äußert. In diesem Bändchen hat Gauck seine Gedanken zu Freiheit und Demokratie, zu Menschenrechten und Toleranz zusammengefasst. Er spricht über Möglichkeiten die Freiheit zu nutzen und die Notwendigkeit seine Chance zu ergreifen.

Für mich wirkt dieses kleine Büchlein wie ein Witz. Zwar eine bewegende Rede, für die es aber absolut keine Buchform gebraucht hätte. Zumindest hätte es nicht in einer kleinen gebundenen Ausgabe erscheinen müssen, sondern wäre meiner Meinung nach besser in der ähnlich aussagekräftigen Ullstein-Reihe aufgehoben gewesen. Obwohl, dafür hätte die Rede wohl länger sein müssen. So gut wie der Gedanke hinter diesem Büchlein gemeint ist, gebraucht hätte es wohl niemand. Für die Rede zwei Punkte, für die Papierverschwendung: Nichts!

2/10

Kösel; 2012; 10,- €

Dienstag, 1. Mai 2012

Haruki Murakami - Gefährliche Geliebte


Ich habe noch nie etwas von Haruki Murakami gelesen. Nachdem mir mittlerweile von mehreren Freunden nahegelegt wurde doch endlich mal etwas von ihm zu lesen, machte ich mich an den Roman, der mir von den Meisten als sein Bester beschrieben wurde.

"Gefährliche Geliebte" handelt vom dem Einzelkind Hajime, der ein erfolgreicher Geschäftsmann und Jazzclubbesitzer ist. Glücklich verheiratet und mit zwei Töchtern lebt er in einem schicken Viertel von Tokio. Doch eines Abends tritt  seine große Jugendliebe, Shimamoto, mit der er einst die ganze Welt der Musik erkundet hat, in sein Leben. Langsam beginnen die Beiden sich immer öfters zu treffen, bis Hajime vor der Entscheidung seines Lebens steht: Alles für die Liebe seines Lebens zu opfern oder doch treu zu seiner Ehefrau zu stehen.

Einfach ein absolut schönes Buch. Murakami spielt mit dem Leser, lässt ihn viel hinein interpretieren und verrät nicht alles. Auch sprachlich hat mir das Buch sehr gut gefallen. Genauso wie die Geschichte. Eigentlich tieftraurig lässt "Gefährliche Geliebte" den Leser am Ende doch versöhnlich zurück. Für mich die beste Liebesgeschichte, die ich bisher gelesen habe und damit auch eines der schönsten Bücher, die ich in meinem bisherigem Leben genießen durfte. Einmal angefangen konnte ich nicht mehr aufhören und wurde in den Strudel dieser Geschichte zwischen Shimamoto und Hajime gezogen. Absolute Leseempfehlung an alle Menschen da draußen!

10/10

btb; 2002; 8,- €