Montag, 30. April 2012

Katja Berlin, Peter Grünlich - Was wir tun, wenn der Aufzug nicht kommt


Ein Buch des Graphitti-Blogs. Irgendwie erinnert mich das Ganze an die beiden Bücher von smsvongesternnacht. Warum man wirklich von einer Internetseite, die frei zugänglich ist, ein Buch braucht, entschließt sich meiner Logik.

Ein Bilderbuch des unnützen Wissens. "Die häufigsten Lügen von Geschäftsführern", "Tätigkeiten im Büro", "Google-Street-View-Nutzer", "Tage, die ich mag", "Der Einsatz von Laserpointern", "Dinge, die man im Studium lernt", "Was man in der Sauna vergisst?", "Wann man pinkeln muss" und ähnlich lustige und interessante Sachen kann man hier nachschlagen.

Naja, ein wenig lieblos wirkt das Ganze schon. Mir scheint als hätte sich der Verlag damit keine wirkliche Mühe gegeben. Die Grafiken, eine pro Seite, wirken einfach wie draufgeklatscht, keine Rahmen, keine Seitenzahlen, einfach mittig platziert. Witzig sind sie zwar auf jeden Fall, aber warum ein Buch kaufen, wenn man sowieso alles auf dem Graphitti-Blog nachlesen kann? Mir erschließt sich der Sinn des Ganzen zwar nicht, aber die Menschen geben dafür Geld aus. Wahrscheinlich für Leute, die dieses "Internet" noch nicht wirklich kennen.

3/10

Heyne; 2011; 9,99 €

Freitag, 27. April 2012

Mauro Corona - Im Tal des Vajont


Was hab ich auf dieses Buch gewartet. Schon sehr lange immer wieder in den Vorschauen aufgetaucht und immer und immer wieder wollte ich am Liebsten sofort damit anfangen.

Zino Corona wächst Ende des 19. Jahrhunderts in einem Bergdorf in Fiaul auf. Er uns ein bester Freund Raggio beschließen eine Käserei aufzumachen, die schnell auch ziemlich gut läuft. Doch Raggios Frau versucht Zino zu verführen. Ein Drama von biblischem Ausmaß nimmt seinen Lauf. Zino gerät immer tiefer in die Schuld, erst will er Raggio vergiften und damit töten, doch derselbige wird verrückt und sinnt nun hinter seinen verwirrten Gedanken auch auf Rache. Das alles in der Einsamkeit der Bergwelt, der schönen aber auch unbarmherzigen Natur und den langen, eisigen Wintern und heißen Sommern ergibt einen wunderschönen Roman.

Wer auf Romane steht, die in den Bergen spielen, der die karge Landschaft und die ruppige Art der dort lebenden Bevölkerung mag, der sollte hier zugreifen. Auch die mich immer wieder an "Das finstere Tal" erinnernde Rache/Schuld-Geschichte lässt einen nicht locker. Einzig kritikwürdig: Mauro Corona hat ein wohl bisschen fremdes Weltbild, bzw. von Emanzipation noch nie etwas gehört. In seinem Buch wird die Frau oft als das Böse, die Versuchung dargestellt und der Mann nur als derjenige, der nicht willensstark genug ist, um ihr zu widerstehen. Ansonsten ist "Im Tal des Vajont" ein wirklich klasse Roman, der für Menschen die die Berge lieben, eine absolute Empfehlung ist.

9/10

Graf; 2012; 18,- €

Dienstag, 24. April 2012

Robert Kirkman, Tony Moore - The Walking Dead 03: Die Zuflucht


"The Walking Dead". Irgendwie lässt mich die Comic-Reihe nicht in Ruhe. Irgendwie üben die Bände immer noch einen Reiz auf mich aus, dem ich mich nur schwer entziehen kann, obwohl die vorherigen Bände bei weitem nicht so gut weggekommen sind, wie nach dieser Einleitung eigentlich zu erwarten war.

Die kleine Gruppe Überlebender entdeckt unter Rick Grimes eine scheinbar verlassene Strafanstalt, die auf den ersten Blick einen sicheren Aufenthalt verspricht. Doch ist die Anlage tatsächlich so sicher und auch verlassen wie sie scheint? Bald darauf finden sich die Überlebenskämpfer in einer mörderischen Falle, bei der die einzelnen Personen gegen mehr als nur die drohenden Zombiehorden ankämpfen müssen.

Um es kurz zu machen, es wird definitiv mein letzter Band bleiben. Absolut nicht überzeugend, ich bezeichne die Comics einfach mal als Massenware. Schnell runtergeprügelt, mit einer Story die mich leider nicht mitreißen kann. Dem Thema bin ich absolut nicht abgeneigt, aber die Umsetzung und Gestaltung überzeugt mich einfach nicht. Schade eigentlich.

4/10

Cross Cult; 2006; 16,- €

Sonntag, 22. April 2012

Joe R. Lansdale - Schlechtes Chili


Joe R. Lansdale, auch erst kürzlich auf diesen Autor aufmerksam geworden und festgestellt, dass er schon ziemlich viele Bücher geschrieben hat. "Schlechtes Chili" ist das aktuellste auf Deutsch herausgekommene Buch.

Hap, der sich bisher mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen kehrt von seiner Saisonarbeit auf einer Bohrinsel nach Texas zurück. Eigentlich möchte er sein Leben ändern und sich einen festen Arbeitsplatz und eine Frau in der Gegend suchen. Doch daraus wird nichts. Erst wird er von einem tollwütigem Eichhörnchen angefallen und dann wird auch noch der Biker Horse Dick ermordet aufgefunden. Haps schwarzer, schwuler, bester Freund Leonard scheint auch direkt in den Fall verwickelt zu sein. Da die Polizei aber irgendwie nicht in den Fall eingreifen will, müssen Hap und Leonard die Sache selbst in die Hand nehmen.

Sehr gut! Rasant, stellenweise wirklich komisch, voller Gewalt und eine richtig gute Geschichte verbergen sich in diesen Seiten. Ich möchte sogar soweit gehen und Parallelen zu Don Winslow ziehen, der ungefähr ähnliche Themen in seinen Büchern behandelt, wenn hier aber natürlich der westernähnliche Charme Texas' mit einfließt. Auch gut gefällt mir hier das Ende, wenns dann aber doch ein wenig überzogen wirkt. Wer schnelle Action mag und auch eine etwas rauere Sprache vorzieht, sollte hier dringend einen Blick riskieren. Ich werde mir definitiv noch andere Bücher von Joe R. Lansdale besorgen.

9/10

Dumont; 2012; 9,99 €

Samstag, 21. April 2012

Juri Andruchowytsch - Moscoviada


Ein Band der neuen "Osteuropäischen Reihe" aus dem Suhrkamp-Verlag, in welcher unter anderem auch das großartige "Sibirische Erziehung" als Taschenbuch-Ausgabe erschienen ist.

Moscoviada ist wohl Andruchowytschs erfolgreichster Roman, der trotz seines Alters eine erstaunliche Aktualität an den Tag legt. Es spielt im Moskau der 90er Jahre. Das russische Imperium zerfällt, die Stimmung köchelt und der Wodka wird langsam knapp. Otto von F, ein westukrainischer Student, will eigentlich nur im Kaufhaus Kinderwelt Geschenke besorgen, findet sich aber eher auf einer Sauf- als Einkaufstour wieder. Währendessen gerät er in die Gewalt von Geheimdienstbeamten, die in den U-Bahnschächten unter dem Kreml ein rießiges Rattenheer züchten.

Ein bisschen hat mich dieses Buch an die "Reise nach Petuschki" erinnert. Die alkoholgeschwängerte "Reise" weißt doch des öfteren Ähnlichkeiten auf. Auch ansonsten gefiel das Buch sehr gut, die Sprache ist wirklich schön, immer wieder durchsetzt von Zitaten und Querverweisen der russischen Literatur. Auch die Kritik am Kommunismus, die durchaus satirische Darstellungsweise, der chauvinistische Kitsch und der ideologische Druck durch das System wussten zu gefallen. Selbstverständlich auch die Passagen, in denen Otto von F volltrunken durch die Stadt wankt und auf der Suche nach der nächsten Pritsche (Frau) ist.

8/10 

Suhrkamp; 2012; 8,99 €

Mittwoch, 18. April 2012

Richard Matheson - Ich bin Legende


Der Zombie / Vampir-Klassiker, der mittlerweile schon für zwei Filme Parade stehen musste. Der neuere Film mit Will Smith in der Hauptrolle sollte wohl den meisten Filmfreaks ein Begriff sein.

Robert Neville, der letzte "lebende" Mensch auf der Welt. Nachts verbarrikadiert er sein Haus, das immer mehr einer Festung gleicht, um sich vor den umherziehenden, hungrigen und höchst gewaltbereiten Vampiren zu schützen. Tagsüber durchstreift er das Land auf der Suche nach Nahrung und Waffen. Gelegentlich räumt er auch mal ein paar Vampire aus dem Weg. Doch leider scheint seine Lebensdauer und Geduld nicht der, der Vampire zu entsprechen.

Nach der Lektüre dieses großartigen Buches stellt sich die Frage, ob der Regisseur des "Will-Smith-Films" nicht Lesen konnte? So viele Abweichungen und Fehler in dem Film, die ihn im Nachhinein betrachtet ziemlich lächerlich und einfach nur schlecht machen. Hatte ich den Film so unter "naja, könnte man sich nochmal anschauen" abgelegt, so kommt er mir jetzt, nach der Romanvorlage, auf keinen Fall mehr ins Haus. Das Buch ist super, jeder der etwas für Zombies, Vampire und gute Endzeitszenarien übrig hat, sollte hier dringend zugreifen. Einziger Minuspunkt an dieser Ausgabe ist: Die angehängten Kurzgeschichten Mathesons hätten absolut nicht sein müssen. Papierverschwendung, da diese thematisch überhaupt nicht zur eigentlichen Geschichte passen. "Ich bin Legende" ist aber trotzdem mehr als nur lesenswert.

9/10

Heyne; 2008; 8,95 €

Montag, 16. April 2012

Herta Müller - Der Mensch ist ein großer Fasan auf der Welt


Herta Müller, die Dame, die 2009 den Nobelpreis für Literatur gewonnen hat. Nachdem ich mit "Atemschaukel" nie warm geworden bin und es deswegen auch nie besprochen habe, folgte jetzt mal ein anderes Buch dieser viel gerühmten Autorin.

Inhaltlich geht es in diesem Werk um die Familie Windisch und ihre Ausreise von Rumänien, in den Westen. Immer mehr ihrer Nachbarn verlassen das Dorf, nur diese Familie darf und darf den deutschrumänischen Ort nicht verlassen. Erst als sich die Tochter für eine Ausreisegenehmigung verkauft, bekommt die Familie Windisch die lange ersehnten Papiere.

Wieder einmal muss ich sagen, es reißt mich nicht vom Hocker. Stellenweise kam es mir so vor, als reihe Herta Müller eine Metapher an die Andere und kann keinen Satz ohne irgendeine blumige Umschreibung beenden. Und das obwohl die Sätze allgemein eher von der kürzeren Sorte waren. Auch fand ich die Erzählung teilweise ziemlich pervers, was ich so nicht von einer Nobelpreisträgerin erwartet bzw. mir vorgestellt hätte. Klar, die Geschichte wurde bereits 1986 verfasst, wird aber von vielen als eine ihrer besten Schriftstücke bezeichnet. Begeisterung ist etwas anderes, herausragende sprachliche Leistung, meiner Meinung nach, auch.

3/10

Fischer; 2009; 8,95 €

Montag, 9. April 2012

Edgar Allan Poe - Teil 5: Sturz in den Mahlstrom


Der Mann, der sich den Namen Edgar Allan Poe gegeben hat, ist immer noch auf der Suche nach seiner Identität.  Sein Arzt rät ihm, in seinen ständigen und wiederkehrenden Albträumen auf die Suche nach seinem verlorenen Gedächtnis zu gehen. Poe flieht aber von Albträumen gejagt auf ein Schiff, auf der Suche nach einem neuen Leben. Doch er kann, egal wo er ist, nicht vor seinen Albträumen fliehen und so steuert mit dem Boot in einen wirklichen Albtraum: Den Mahlstrom!

Auch diese Geschichte hat mich absolut in den Strudel aus Mystery, Horror und einer wirklich guten Erzählweise gezogen. Bisher die beste Folge für mich. Das Zusammenspiel zwischen Erzählung und Hintergrundgeräuschen ist absolut perfekt inszeniert und zwingt einen, die unheimlich spannende Geschichte immer weiter zu verfolgen.

An dieser Stelle muss ich auch mal die stimmungsvollen Cover loben. Wirklich schöne, wenn auch teilweise beklemmende Bilder, die sich der Verlag da rausgesucht hat.

9/10

Bastei Lübbe; 2004; 7,99 €; Spielzeit: 68 Min.

Sonntag, 8. April 2012

Lena Falkenhagen - Undercover


Zweiter Teil der Justifiers-Reihe, wobei dieses Buch mit dem ersten Teil rein gar nichts zu tun hat. Alle Bände können komplett einzeln gelesen werden und sind abgeschlossen, die Reihenfolge spielt auch überhaupt keine Rolle.

Diesmal in der Hauptrolle, eine weibliche Justifierin und Sprengstoffexpertin namens Eliza, die den Auftrag erhält, eine Mine in die Luft zu sprengen. Problem dabei: In der Mine sind Menschen und sie wird gezwungen die Bombe hochgehen zu lassen. Ansonsten hätte ihr Boss den Chip in ihrem Kopf gezündet, der sie selbst in die Luft gejagt hätte. Eliza rutscht so von einem Auftrag in den nächsten und gerät immer tiefer in die, entschuldigt meine Wortwahl, Scheiße.

Was mir überhaupt nicht gefallen hat, diese Selbstbeweihräucherung Markus Heitzs. Die überflüssige Kurzgeschichte in jedem Band nervt und ehrlich gesagt, hab ich Sie hier nicht mehr gelesen. Entweder soll er wieder ein komplettes Buch, wie das großartige "Collector" herausbringen, oder mit den angehängten Kurzgeschichten aufhören. Absolut unnötige Papierverschwendung. Anders als der Anhang war der Roman von Lena Falkenhagen super. Die Hauptheldin hat sich in mein Herz gelesen und lies mich bis zum Ende mitfiebern. Eine lockere Erzählweise, die nicht immer piekfeine Sprache und die wirklich guten Action-Szenen wissen zu gefallen.

8/10

Heyne; 2011; 8,99 €

Donnerstag, 5. April 2012

T.C. Boyle - Das wilde Kind


T.C. Boyle, wohl einer der Schriftsteller unserer Zeit. Jahrelang schon aktiv, jahrelang schon schreibt er Besteller an Bestseller.

"Das wilde Kind" ist eine kurze Geschichte deren Anfang sich im Jahre 1797 befindet. Der Schmied eines Ortes im Wald von Aveyron findet ein nacktes, seltsame Laute ausstoßendes Wesen, das völlig verwildert und schmutzig ist. Es ist ein Junge, der sich dem Anschein nach, für einen Wolf hält. Die Männer des Dorfes fangen ihn ein und bringen ihn in die französische Hauptstadt: Paris. Dort nimmt sich ein junger Arzt dem Wolfsjungen an, um selbst zu Ruhm zu kommen.

Für mich, der seinen letzten "Boyle" schon vor einiger Zeit gelesen hat, eine nicht wirklich überzeugende Geschichte. Sprachlich wie auch erzählerisch konnte mich diese Novelle absolut nicht begeistern. Die Geschichte verspricht mehr, als das, was der Autor aus ihr heraus holt. Wahrscheinlich nur für absolute T.C. Boyle Fans geeignet, alle anderen sollten evtl. auf ein anderes Buch des Autors zurückgreifen. Ich werde mich wohl lieber an seinen neuesten Roman "Wenn das Schlachten vorbei ist" machen.

4/10

dtv; 2012; 7,90 €