Ein Band der neuen "Osteuropäischen Reihe" aus dem Suhrkamp-Verlag, in welcher unter anderem auch das großartige "Sibirische Erziehung" als Taschenbuch-Ausgabe erschienen ist.
Moscoviada ist wohl Andruchowytschs erfolgreichster Roman, der trotz seines Alters eine erstaunliche Aktualität an den Tag legt. Es spielt im Moskau der 90er Jahre. Das russische Imperium zerfällt, die Stimmung köchelt und der Wodka wird langsam knapp. Otto von F, ein westukrainischer Student, will eigentlich nur im Kaufhaus Kinderwelt Geschenke besorgen, findet sich aber eher auf einer Sauf- als Einkaufstour wieder. Währendessen gerät er in die Gewalt von Geheimdienstbeamten, die in den U-Bahnschächten unter dem Kreml ein rießiges Rattenheer züchten.
Ein bisschen hat mich dieses Buch an die "Reise nach Petuschki" erinnert. Die alkoholgeschwängerte "Reise" weißt doch des öfteren Ähnlichkeiten auf. Auch ansonsten gefiel das Buch sehr gut, die Sprache ist wirklich schön, immer wieder durchsetzt von Zitaten und Querverweisen der russischen Literatur. Auch die Kritik am Kommunismus, die durchaus satirische Darstellungsweise, der chauvinistische Kitsch und der ideologische Druck durch das System wussten zu gefallen. Selbstverständlich auch die Passagen, in denen Otto von F volltrunken durch die Stadt wankt und auf der Suche nach der nächsten Pritsche (Frau) ist.
8/10
Suhrkamp; 2012; 8,99 €
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