Sonntag, 17. Juni 2012

Roger Smith - Kap der Finsternis


Ein Freund hat mir dieses Buch empfohlen. Gesucht war ein spannender Krimi fürs Wochenende. Sehr schade, wenn man diese Person nicht mehr persönlich sieht und sich mit ihm von Auge zu Auge über Bücher austauschen kann. Noch schlimmer, wenn man dann auch noch fast den gleichen Geschmack hat. Denn, soviel kann ich im Voraus verraten, er hat mit "Kap der Finsternis" denselbigen mehr als getroffen.

Südafrika, Kapstadt. Eine Stadt mit zwei Gesichtern. Auf der einen Seite die Villenviertel, die schönen Häuser, die reichen Urlauber. Auf der anderen Seite Gewalt, Vergewaltigungen, Drogen und Prostitution in den Ghettos. Ein Amerikaner mit zwielichtiger Vergangen taucht mit seiner Familie in dieser Stadt auf und wird in ein willkürliches Gewaltverbrechen hineingezogen. Es beginnt eine atemlose Hetzjagd durch Kapstadt, in der nicht nur der Mann und die Gangster, sondern auch die Polizei Einfluss nimmt.

Sehr gut, einfach gut geschrieben. Man kann die Protagonisten förmlich vor sich sehen, kann den fetten Cop merklich riechen und sich so die Welt, die Roger Smith erschaffen hat, einfach perfekt vorstellen. Man watet mit ihm durch ein Meer aus Blut, durch ein von Korruption und Machtgeilheit geschaffenes Kapstadt, durch die gefährlichen Viertel und durch willkürliche Polizeibrutalität. Zwei Kritikpunkte gibt es. Einer davon, das allzu geschönte Ende. So viel Friede, Freude, Eierkuchen braucht man nicht immer. Den Guten gehts gut, die Bösen sind alle bestraft. Der zweite Punkt ist durchaus schwerwiegender: Wer "Gangsterleben" wirklich so geschrieben als ein Graffiti übersetzt, noch dazu aus einem südafrikanischem Slum-Viertel heraus, der gehört bestraft. Manchmal sollte ein Übersetzer auch das Feingefühl besitzen, einige Beschreibungen in der Originalsprache zu lassen. Aber das sind nur verschwindend geringe Störungen verglichen mit dem absolut fesselndem Lesegenuss.

9/10

Heyne; 2010; 8,99 €

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