Freitag, 24. Mai 2013

Silvio Huonder - Die Dunkelheit in den Bergen


Silvio Huonder war mir bisher kein Begriff. Der Berliner Schweizer hat aber schon mehrere preisgekrönte Romane herausgebracht. "Die Dunkelheit in den Bergen" scheint einen spannenden, historischen "Berg"-Krimi zu versprechen.

Graubünden im 19. Jahrhundert. Die Gesetze können und werden vom Staat nicht so richtig durchgesetzt, es herrscht beinahe Anarchie. 1821 geschieht in einer Mühle bei Bonaduz ein grausamer Mord. Zwei heimgekehrte Söldner und der Verhörrichter Baron von Mont begeben sich auf die Jagd nach dem Mörder. Doch die Detektivarbeit in abgelegenen Tälern und verschworenen Dorfgemeinschaften ist mühsehlig.

Sprachlich leider etwas gewöhnungsbedürftig. Silvio Huonders Schreibstil konnte mich absolut nicht überzeugen, irgendetwas hat mir da gefehlt. Die Geschichte ist aber sehr spannend und für Menschen, die die Berge und die Natur lieben immer noch ziemlich interessant. Da mich mehr leider nicht überzeugen konnte, wird wohl auch in Zukunft dieser Autor nicht weiter an Beachtung finden. Manche Schreibstile mag man, manche treiben einem das Grauen ins Gesicht.

5/10

Nagel u. Kimche; 2012; 18,90 €

Donnerstag, 18. April 2013

William Gibson, Bruce Sterling - Die Differenzmaschine


Anscheinend der "Urvater" des Steampunk, der hiermit von William Gibson und Bruce Sterling erfunden wurde.

London im Jahre 1855. Die ersten dampfbetriebenen Maschinen kommen auf, die Informationstechnologie scheint ein neues und glücklicheres Zeitalter einzuleiten. Doch in mitten dieser Änderungen und des technischen Fortschritts geraten vier unterschiedliche Personen in ein Ränkespiel, das seinesgleichen sucht.

Wenn ich mich an "Boneshaker" erinnere, dann ist die "Differenzmaschine" das genaue Gegenteil. Wo hier subtil auf menschliche Schwächen und Probleme hingewiesen wird und auch unterschwellig an der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Lage kritisiert wird, da herrschte in "Boneshaker" Action. Zwar ist auch hier wieder der romantische Touch des 19. Jahrhunderts ein interessanter Beigeschmack, doch der allein reicht nicht aus. Mir fehlt ein wenig die Spannung, die Macht, die mich an dieses Buch fesselt. Doch irgendwie waren zuviele Längen darin enthalten. "Die Differenzmaschine" ist kein schlechtes Buch, doch wirklich mitreißend war es leider auch nicht. Steampunk braucht einfach mehr dreckige Action!

5/10

Heyne; 2012; 9,99 €

Ferdinand von Schirach - Carl Tohrbergs Weihnachten


Ferdinand von Schirach, spätestens seit "Der Fall Collini" ein Autor der beobachtet werden sollte.

In "Carl Thorbergs Weihnachten" serviert uns der Autor drei Geschichten, alle mit dem Hintergrund, wie sich aus ganz alltäglichen Situationen Abgründe auftun, die man so nicht erwarten würde. In der einen backt ein Bäcker seine absolute Meisterleistung, in der zweiten Geschichte tritt ein Richter in den Ruhestand und in der letzten Geschichte dreht sich alles um ein kleines Detail in einem Holbein-Gemälde.

Schreiben kann der Mann, Geschichten erzählen auch. Zwar darf man mit diesem Büchlein keinen stundenlangen Lesespaß erwarten, aber als ein Geschenkbändchen, dass man vorher vielleicht mal kurz "probegelesen" hat, kann man es ganz gut verwenden. Es sind drei Kurzgeschichten, wobei kurz hier wirklich diese Bedeutung inne hat. Mir hat es gefallen, für skurrile Geschichtenleser oder Menschen, die ein kleines Geschenk suchen, perfekt.

8/10

Piper; 2012; 9,- €

Bernard Cornwell - Der sterbende König


Die Uhtred-Saga ist eine absolut großartige Reihe. Wenn ich an den ersten Band zurück denke, wie ich bis 4:00 Uhr morgens im Bett, Seite um Seite verschlungen habe, dann weiß ich, dass ich dabei bleibe, bis dieser Krieger endlich seine Heimatburg zurückerobert hat.

Wie der Titel schon verrät, Alfred, der König, liegt im Sterben und England droht erneut im Chaos zu versinken. Der Kampf um die Krone beginnt. Alfred möchte seinen Sohn Edward als Thronfolger, doch die Sachsen und heidnischen Wikingerfürsten erheben auch Ansprüche. Uhtred muss seinen Eid erfüllen und Edward im Kampf um die Krone beistehen.

Der sechste Band und immer noch so spannend wie am Anfang. Zwar ist man allmählich genervt, dass der gute Herr immer noch nicht seine Bebbanburg zurückerobert hat, doch verzeiht man auch Bernard Cornwell das "Ausschlachten" der Serie. Ich hoffe er kommt irgendwann auch mal zum Ende. Die Artus-Saga war vom Umfang her eigentlich perfekt, wissen wann man mit der Geschichte aufhört und wann sich die Leute totgelesen haben, sollte er also eigentlich wissen.

7/10

Rowohlt; 2012; 9,99 €

Freitag, 22. März 2013

Daniel Woodrell - Im Süden


Oh, Daniel Woodrell. Der Kerl gehört mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingsschriftstellern. Mit "Winters Knochen" und "Der Tod von Sweet Mister" sind ihm schon zwei absolut beeindruckende Bücher gelungen, "Im Süden" versammelt ein paar ältere Romane von ihm.

Die Bayou-Trilogie. Sie beinhaltet die drei Bücher "Cajun Blues", "Der Boss" und "John X". Alle drei drehen sich um den Ex-Boxer und mittlerweile Detective Rene Shade. Im ersten Buch ermittelt er an dem Mord an einem Lokalpolitiker und gerät dabei immer tiefer in einen Strudel aus Rassismus und Gewalt. In "Der Boss" versucht eine Gruppe ehemaliger Häftlinge die Kontrolle über die Stadt zu übernehmen, doch Shade stellt sich ihnen entgegen. Und in "John X" dreht sich alles um Shades Vater, dem ein Profikiller an den Fersen hängt.

Ich muss sagen, wieder wirklich gut und ich bin froh, dass auch diese Bücher wieder neu aufgelegt wurden. Shade ist ein Cop, der sich nicht immer nach dem Gesetz richtet, der ein wenig die Grauzone ausnutzt und seine ganz eigenen Ermittlungsmethoden hat. Die heißen Sümpfe Louisianas, die überall vorherrschende Korruption, der Rassismus, die Armut und der unbedingte Überlebenswelle, all diese Faktoren zeichnen Woodrells Romane aus. Liest sich weg wie nichts und bleibt doch nachhaltig im Gedächtnis. Ich  bin Fan.

9/10

Heyne; 2012; 10,99

Dienstag, 19. März 2013

J.K. Rowling - Ein plötzlicher Todesfall


Auch wieder ein Buch, dass schon vor sehr langer Zeit besprochen werden sollte. Madame Rowling, allen hoffentlich bekannt von der großartigen "Harry Potter"-Reihe, legt hier ihr erstes "Erwachsenenbuch" vor.

Barry Fairbrother stirbt. Urplötzlich aus dem Leben gerissen. Die Einwohner von Pagford, eine idyllische, englische Kleinstadt, sind schockiert über den Tod des Vierzigjährigen. Jetzt da doch die Gemeinderatswahlen anstehen und Barry Fairbrother einer der wenigen dort war, die sich um die Armen und Problemfälle des Ortes gekümmert haben. Es herrscht beinahe Krieg hinter dieser malerischen Fassade, die einen möchten unbedingt in Pagford bleiben, auch die Drogenklinik soll erhalten bleiben, die anderen möchten diesen "Schandfleck" sofort loshaben. Doch wer ersetzt Barry Fairbrother im Gemeinderat und welche politischen Ziele will der neue Platzinhaber verfolgen?

Von vielen verrissen, von vielen geliebt. Ich muss mich eindeutig zu den Letzteren zählen. J.K. Rowling schreibt hier so schön über diese verspießte und verbohrte Kleinstadt, die nach meinen Maßstäben auch absolut nicht übertrieben ist. Ich mag das, für mich ist das ein Teil der Wirklichkeit, Teenager die Drogen nehmen, Alkohol trinken und auch Sex haben. Wenn ich allein an das Dorf denke, in dem ich groß  geworden bin und an die 30 m²-Plantage Gras, die dort irgendwann von der Polizei aufgedeckt wurde, so stimmt einiges von den oftmals angekreideten "Übertreibungen". All die kleinen Eigenheiten der Hauptpersonen, der feine britische Humor und die spannend zu lesende Umschreibung, dass macht "Ein plötzlicher Todesfall" zu einem wirklich guten Buch. Man darf natürlich keine Fortsetzung von "Harry Potter" erwarten, sondern sollte sich auf diesen wirklich spannenden und feinsinnigen Roman einlassen. Definitiv aber auch nichts für Kinder! Achja, ein Kritikpunkt: Hässlichstes Cover aller Zeiten!

9/10

Carlsen; 2012; 24,90 €

Sonntag, 24. Februar 2013

Timur Vermes - Er ist wieder da


Eine Satire auf Hitler. Ein Adolf Hitler, der wieder aufersteht, der plötzlich, wie aus dem Nichts, in Berlin-Mitte irgendwann im Herbst 2011 aufwacht. Nach Benzin stinkend, sich wundernd warum so viele Ausländer herum laufen, immer noch in seiner Wehrmachtsuniform durch die Straßen von Berlin streunend. Doch er wird entdeckt, kommt sogar ins Fernsehen und darf seine wahnwitzigen Hassreden, diskriminierende Veranschaulichungen und mehr unters Volk bringen, alles unter dem Deckmantel der Comedy.

Ich bin begeistert. Leider kommt die Besprechung ein wenig spät, aber dennoch ist "Er ist wieder da" für mich eines der besten Bücher 2012 gewesen. Dieser skurrile Witz, der doch erschreckende Humor, alles das macht dieses Buch so lesenswert. Wenn ich mir die Szene mit Hitler in der Parteizentrale der NPD wieder vor Augen rufe, so muss ich heute immer noch lachen. Einfach perfekt. Wer mal ein gutes, witziges Buch braucht, mal über Hitler lachen möchte und sich währendessen auch ganz verdutzt fragen möchte, wie denn dieser Volltrottel schon wieder so schnell an die Macht kommen kann, der sollte das hier unbedingt lesen. Timur Vermes kann man sich auf jeden Fall einmal merken.

10/10

Eichborn; 2012; 19,33 €

Donnerstag, 21. Februar 2013

George R.R. Martin - Die Königin der Drachen


Band 6 der grandiosen "Das Lied von Eis und Feuer"-Saga.

Daenerys wird von ihren Rachegelüsten verzehrt. Mit ihren drei jungen Drachen zieht sie von Stadt zu Stadt, um dort Söldner für ein Heer anzuwerben. Allerdings sind die dortigen Sklavenhändler alles andere als annehmbare Geschäftspartner.
Robb Stark sieht endlich die Chance, die Eisenmänner von Burg Winterfell zu vertreiben. Doch diesmal mischen nicht nur die Lannisters mit, auch aus den eigenen Reihen droht Verrat.

Es ist schwierig immer neue Lobhudeleien und Steigerungen zu finden. Diese Saga bleibt eine der Besten, die ich je gelesen habe und wer bis zum 6. Band durchgehalten hat, der wird auch noch den Rest lesen. Bisher war keine einzige Enttäuschung dabei.

9/10

Blanvalet; 2011; 15,- €

Jens Westerbeck - Boatpeople


Jens Westerbeck, der ansonsten Schreiberling für deutsche Comedy-Stars ist versucht sich hier mit seinem ersten Roman. Dass er zumindest Ahnung vom Yacht-Verkauf hat, kann man seiner Vita entnehmen.

Ein 29 Stunden Exzess in Echtzeit. Nick de la Mooring ist ein nasensprayabhängiger, koksender und hochgradig eingebildeter Yachtverkäufer. Doch nicht die Yachten, sondern sein Lebensstil, seine Markenkleidung und die zahllosen Ficks mit Kundinnen, Kolleginnen und Prostituierten stehen für ihn im Mittelpunkt. Auf der anderen Seite hat er aber auch eine kleine Tochter und seine Frau daheim. Das alles unter einen Hut zu bringen, das grenzt an Unmöglichkeit.

Drogen, Alkohol, reiche Menschen die ihr Leben in extatischer Weise ausüben und natürlich eine große Menge schmutziger Sex. Doch irgendwo dazwischen findet sich auch noch ein wenig Menschlichkeit, ein Nick, den dieses ganze Leben ankotzt und der einfach nur aufhören möchte. Eines kann man versprechen, dieser 29 Stunden Exzess liest sich schnell durch und weiß durchaus zu unterhalten. Dass es zwar ein wenig sexistisch und nicht immer blumig schön zur Sache geht muss dem Leser bewusst sein. Kurzweilig aber auch nicht weltbewegend.

6/10

Heyne;  2012; 9,99 €

Luitpold von Bayern - Lebensbilder und Anekdoten aus dem Leben des Prinzregenten


Ein weiteres Buch aus dem Ursus-Verlag. Nach dem "Jägerfranzel" wollte ich irgendwie diesem kleinen Verlag noch mehr Aufmerksamkeit widmen.

Prinzregent Luitpold von Bayern wird hier mit einer kleinen Biografie und zahlreichen Anekdoten gewürdigt. Am 12.12.2012 war der 100. Todestag des Prinzregenten der bereits zu Lebzeiten von seinem Volk mehr als geschätzt wurde. Die Biografie erschien schon 1918, hat aber dennoch nichts an Aktualität oder Wissen eingebüßt.

Luitpold war ein Mann, der die Natur, Kunst, Jagd und selbstverständlich auch seine Zigarren liebte. Er war öfters mal für einen Scherz zu haben und schien auch eine freigiebige Seele zu sein. So durften sich Kinder an Süßigkeiten und Erwachsene an geschenkten Zigarren desöfteren erfreuen. Wirklich interessante und nette Anekdoten. Warum aber auch hier, der gepriesene Tierfreund ein leidenschaftlicher Jäger ist, erschließt sich nicht meiner Sichtweise. Warum der Mord an Tieren als tierfreundliches Verhalten in der Gesellschaft angesehen wird, wird für mich immer unverständlich sein. Ein kleiner Kritikpunkt: Das Buch hätte ruhig etwas ausführlicher sein können! Ein ziemlich großer Druck und dann inkl. Bildern nur knapp über 140 Seiten sind doch etwas wenig für das gesamte Leben eines Prinzregenten.

6/10

Ursus; 2012; 9,90 €